DIN 18040-1 Sanitärräume, Bewegungsflächen
Sanitärräume DIN 18040-1 und VDI 6000: Maße von Sanitärobjekten, Bewegungsflächen und Abständen
DIN 18040-1: Barrierefreies Bauen - Planungsgrundlagen - Teil 1: Öffentlich zugängliche Gebäude
Sanitärräume
Allgemeines
Mindestens eine barrierefreie Toilette muss geschlechtsneutral nutzbar sein. Aus Sicherheitsgründen dürfen Drehflügeltüren nicht in Sanitärräume schlagen, um ein Blockieren der Tür zu vermeiden. Türen von Sanitärräumen müssen von außen entriegelt werden können.
Die Ausstattungselemente müssen sich visuell kontrastierend von ihrer Umgebung abheben.
Für Sanitärräume für spezielle Nutzergruppen können, insbesondere in hochfrequentierten öffentlich zugänglichen Gebäuden, zusätzliche Maßnahmen (z. B. Liege, Liftsystem, Dusch-WC, einfache Schließfunktion) notwendig sein, siehe auch DIN EN 17210:2021-08, Abschnitt 12.
"Barrierefreie Sanitärräume sind so zu gestalten, dass sie von Menschen mit Rollstühlen und Rollatoren und von blinden und sehbehinderten Menschen zweckentsprechend genutzt werden können."
Drehflügeltüren dürfen nicht in Sanitärräume schlagen. Nur so kann das Blockieren der Tür verhindert werden. Türen müssen von außen entriegelt werden können.
Ausstattungselemente müssen sich visuell kontrastierend von ihrer Umgebung abheben und auch aus sitzender Position erreichbar sein. (siehe Höhe Bedienelemente)
Einhebelarmaturen oder berührungslose Armaturen sind anzuwenden. Bei einer berührungslose Armatur ist eine Temperaturbegrenzung(45°) erforderlich.
Bewegungsflächen von 150x150cm sind vor allen Objekten und im Duschbereich einzuhalten, sie dürfen sich überlagern.
Am WC-Becken sind beidseitig zum Umsteigen 90x70cm Bewegungsflächen vorzusehen. Es ist auch möglich zwei Sanitärräume mit einmal linker und einmal rechter Abstandsfläche bereitzustellen.
Eine Pflegeliege im öffentlichen WC ist der Wunsch vieler Betroffener, da sie diese zum Wechseln der Inkontinenzvorlagen benötigen. Die Norm empfiehlt lediglich in Raststätten und Sportstätten, sowie in Umkleidebereichen eine Liege von 180cm Länge, 90cm Breite 46cm bis 48cm Höhe in einem Sanitärraum vorzusehen. Klappliegen reduzieren den Platzbedarf.
Waschtisch
Waschtische für Rollstuhlnutzer müssen unterfahrbar sein. Der "Beinfreiraum" muss mindestens 55cm betragen und muss axial gemessen mindestens eine Breite von 90 cm aufweisen.
Der Abstand der Armatur zum vorderen Rand des Waschtisches höchstens 40cm. Der Waschtisch darf maximal 80cm hoch sein.
Der Spiegel (Höhe ≥ 100 cm) ist so anzuordnen, dass er die Einsicht sowohl aus der Sitz- als auch der Stehposition ermöglicht. Wegen der Verunreinigung ist es sinnvoll eine Fliesenreihe mit 5 cm dazwischen zu setzen. Zubehör ist im Greifbereich anzuordnen.
Ideal ist eine Ablagefläche am Waschbecken.
Ein schwenkbares Waschbecken ermöglicht das Händewaschen vor dem Umsetzen auf den Rollstuhl. Es passt sich nicht nur den Bedürfnissen des Nutzers und der Pflegepersonen an, sondern auch den unterschiedlichen Situationen im Raum.
Waschtische gibt es mit und ohne Überlauf. Der Hohlraum des Überlaufes ist oft ein perfekter Lebensraum von Bakterien. Hinzu kommt Aufwand für die Reinigung mit Chemikalien. Deshalb gilt für Gesundheitsbauten die RKI-Richtlinie zur Händehygiene - ohne Überlauf. Zusätzlich ist ein Bodeneinlauf im Raum erforderlich. Dort wo eine bodengleiche Dusche im Bad ist - kein Problem.
Um möglichst dicht an das Waschbecken heranfahren zu können ist bei der Wahl des Rollstuhls auf die Armlehnenhöhe zu achten, welche abhängig von der Sitzhöhe ist. Am besten eignen sich Rollstühle mit abgeschrägten Armlehnen. Von Vorteil sind höhenverstellbare Waschbecken.
Einhand-Seifenspender, Papierhandtuchspender und Abfallbehälter bzw. Handtrockner müssen im Bereich des Waschtisches angeordnet sein.
WC, Toilette
Die Bewegungsfläche neben dem WC von 90cm ist flächen- und kostenintensiv und gerade im Bestand oft schwer einhaltbar. Ein Lösung bietet ein seitenverstellbares WC.
Rollstühle haben unterschiedliche Sitzhöhen. Die Differenz kann bis zu 10 cm betragen. Nicht jedes Sanitätshaus stellt die optimale Höhe für den Benutzer ein, um leicht auf das WC von 46-48 cm Höhe inkl. Sitz zu wechseln. Kleine Rollstuhlfahrer klagen über zu hohe WC-Becken wegen fehlenden Bodenkontaktes.
In öffentlichen Toiletten kann eine höhenverstellbare Toilette Abhilfe schaffen. Sie erleichtert auch das kurzzeitige Aufstehen.
Griffe und Bedienelemente:
Die Bewegungsabläufe in allen Sanitärräumen können durch die Wahl geeigneter Haltegriffen erleichtert und sicher gemacht werden. Bei der Planung soll auch die mögliche Nachrüstbarkeit berücksichtigt werden. Zu beachten ist die Tragfähigkeit der Wandkonstruktionen, die einer Punktlast von mindestens 1 kN (am vorderen Griffende nach DIN 18040), bzw. 1,5 kN nach VDI 6008-2 standhalten muss. Je nach Körpermaßen der Nutzer sowie durch die Tendenz zur allgemeinen Gewichtszunahme der Bevölkerung sollte ggf. eine größere Punktlast bis zu 1,7 kN (wie in der ISO 21542) ermöglicht werden.
Stützklappgriffe (s.Skizze) möglichst mit Feder sind auf jeder Seite des WC-Beckens zu montieren. Die Oberkante über der Sitzhöhe beträgt 28 cm. Der lichte Abstand zwischen den Stützklappgriffen muss 65 cm bis 70 cm betragen.
Eine Rückenstütze, nicht der Wc-Deckel!, ist 55 cm hinter der Vorderkante des WC-Beckens anzuordnen. Toilettenpapierhalter und Spülung müssen mit der Hand oder dem Arm bedienbar und erreichbar sein. Es kann auch eine berührungslose Spülung verwendet werden.
Selbstverständlich: eine Möglichkeit zur hygienischen Abfallentsorgung sollte vorgesehen werden, z. B durch einen dicht- und selbstschließenden Abfallbehälter, der die Sicht auf den Inhalt verhindert. Um einen Kontakt mit den Händen zu vermeiden, sollte der Behälter auch mittels farblich abgesetztem Fußpedal geöffnet werden. Hat er ein schlankes Format passt er auf diese Weise problemlos in jeden Toilettenraum.
Bodenabläufe sind in der DIN 18040-1 nicht mehr enthalten. Informationen enthält die Norm DIN EN 12056 Entwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden.
"Sanitärräume in Gebäuden, die für einen wechselnden Personenkreis bestimmt oder allgemein zugänglich sind (z.B. Hotels, Schulen, Sportstätten, Gaststätten), müssen einen Bodenablauf mit Geruchverschluss enthalten."
Unsere Besucherumfrage zum Nutzungsverhalten im Rolli-WC zeigt verschiedene Arten des Heranfahrens an das WC. Dabei wird die Frage gestellt, welches Heranfahren der Rollstuhlbenutzer beherrscht, welches er bevorzugt und was er tatsächlich zu Hause nutzt.
Notrufanlagen
In der Nähe des WC-Beckens muss eine Notrufanlage angebracht werden. Sie muss visuell kontrastierend gestaltet, taktil erfassbar und auffindbar und hinsichtlich ihrer Funktion auch für blinde Menschen eindeutig gekennzeichnet sein.
Der Notruf muss vom WC-Becken aus sitzend und vom Boden aus liegend ausgelöst werden können.
Ausführung
Rufanlage nach DIN VDE 0834-1 Rufanlagen in Krankenhäusern, Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen; Geräteanforderungen, Errichten und Betrieb
Gilt auch für andere Anlagen, z.B.
- öffentliche Toiletten in Freianlagen, Freibädern u. ä.
- Toiletten in öffentlichen Gebäuden (Bauwerke oder Teile davon für Verwaltungen, in Museen, in Kaufhäusern o. ä.)
- Räume mit Badewanne oder Dusche in Arbeitsstätten
- Frauenruheräume und Sanitätsräume in Arbeitsstätten
- in produzierenden Bereichen, Arbeitsstätten und Arbeitsplätze mit besonderen Gefährdungen.
Ausstattung des WC-Raumes mit
- jeweils einem Ruftaster im Zugriffsbereich vom WC-Sitz und Handwaschbecken
- einem Zugtaster mit Griff in Bodennähe für am Boden liegende Personen
- einem Abstelltaster für einen ausgelösten Ruf
- einer Zimmer-Signalleuchte mit Summer im Flur vor der Tür des barrierefreien WC’s.
Entsprechend § 3 des Grundgesetzes ist sicherzustellen, dass Menschen mit oder ohne Behinderungen gleichermaßen Gebäude, aber auch Informationsdienstleistungen selbstständig nutzen können – ohne besondere Erschwernis und ohne Inanspruchnahme fremder Hilfe.
Der Auftraggeber ist für das Schutzziel "Abwehr von Gefährdungen" verantwortlich.
Dusche
Duschplätze
niveaugleicher Übergang zum angrenzenden Bodenbereich des Sanitärraumes. Ein Absenken in den Boden von höchstens 2 cm ist zulässig, wenn die entstehenden Übergänge abgeschrägt sind.
Der Duschplatz muss stufenlos begehbar sein. Im Duschbereich sind rutschhemmende Bodenbeläge nach DGUV Information 207- 006 (ehemals GUV-I 8527) "Bodenbeläge für nassbelastete Barfußbereiche", Bewertungsgruppe B und DGUV Regel 108-003 (ehemals "BGR 181") "Fußböden in Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit Rutschgefahr", R10 zu verwenden. Heutige Rinnensysteme erlauben auf die in der DIN genannten Absenkung von maximal 2 cm zu verzichten. Ein größerer Fußbodeneinlauf ist aber in jedem Fall angebracht.
Ist ein Duschsitz erforderlich, sollte dieser hochklappbare Armlehnen (und eine Rückenlehne) haben. Alternativ wird oft ein Duschstuhl mit Rückenlehne und Armstützen gewählt.
Klarsicht-Duschwände und Türen müssen eine Sicherheitsmarkierung erhalten.
Schwimm- und Therapiebecken sowie andere Beckenanlagen
Es besteht die Forderung nach Eigenständigkeit und leicht möglichem Benutzen.
mehr dazu im Fachbeitrag Planung barrierefreier Schwimmbäder
Maße von Sanitärobjekten, Bewegungsflächen und Abständen (VDI 6000-1)
Bewegungsflächen dürfen sich überlagern.
VDI 6000-1 Wichtiger Hinweis: Ist mit der gleichzeitigen Nutzung eines Sanitärraums durch mehrere Nutzer zu rechnen, so sind Verkehrsflächen zum ungehinderten Zu- und Abgang zu den sanitären Ausstattungsgegenständen erforderlich. Verkehrsflächen dürfen nicht mit den Bewegungsflächen anderer Sanitärgegenstände überlappen.
Anmerkung: Die angegebenen Maße sind Orientierungshilfen und sollen zugrunde gelegt werden, wenn keine explizite Vereinbarung getroffen wurde. Abweichungen sollten zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer abgestimmt werden.
Kurzbezeichnung | WB | DWB | EWB AWB |
EDWB ADWB |
HWB | SWB | WCa | WCu | UB | DU | BW | WM/ TR |
AB | SP |
Empfohlene Maße von Sanitärobjekten | ||||||||||||||
Breite b | 60 | 120 | 60 80 |
120 140 |
45 | 40 | 40 | 40 | 40 | 90 100 |
170 | 60 | 50 | 90 120 |
DIN 18040-1 | 60 | 45 | 40 | 40 | 150 | 170 160 |
60 | 50 | 90 120 |
|||||
Tiefe t | 55 | 55 | 60 | 60 | 35 | 60 | 75 | 60 | 40 | 90 100 |
70 | 60 | 40 | 60 |
DIN 18040-1 | 55 60 |
45 50 |
70 | 70 | 150 | 75 | 60 | 40 | 60 | |||||
Mindest-Bewegungsflächen | ||||||||||||||
Breite B | 80 | 150 160 |
80 | 150 160 |
70 80 |
80 | 80 | 80 | 60 70 |
80 100 |
80 | 80 | 70 80 |
80 120 |
DIN 18040-1 | 90 150 |
90 150 |
160 220 |
160 220 |
150 | 150 | 150 | 150 | 150 | |||||
Tiefe T | 60 80 |
60 80 |
60 80 |
60 80 |
60 | 60 | 60 | 60 | 60 | 75 100 |
75 | 90 | 60 70 |
60 |
DIN 18040-1 | 150 | 150 | 150 | 150 | 150 | 150 | 150 | 150 | 150 | |||||
Kinder, 3-15 Jahre | 55 | 55 | 60 | 60 | 45 | 60 | 60 | 60 | 75 | 75 | 90 | 55 | 120 | |
Anmerkung 1: Besondere Bewegungsflächen sind in den Folgeblättern VDI 6000 nutzungsspezifisch angegeben. |
||||||||||||||
Montagehöhe über OKFFB | ||||||||||||||
80 90 |
80 90 |
80 90 |
80 90 |
80 90 |
40 bis 44 (Höhe ohne Sitz) |
55 70 |
a) | 60 70 |
85 100 |
|||||
Montagehöhe DIN 18040-1 |
80 | 80 | 80 | 80 | 80 | 46 48 |
46 48 |
65 | 85 90 |
|||||
Kinder, 3-15 Jahre | 55 85 |
55 85 |
55 85 |
55 85 |
55 85 |
35e) 42e) |
35e) 42e) |
50 57 |
55 85 |
|||||
Minimale seitliche Abstände a zu anderen Sanitärobjekten, Wänden und Stellflächen | ||||||||||||||
WB | 25 | 20 | 20 | 20 | 20 | 20 | 10 | |||||||
DWB | 25 | 20 | 20 | 20 | 20 | 20 | 10 | |||||||
EWB/AWB | 25 | 20 | 20 | 20 | 15 | 15 | 10 | |||||||
HWB | 25 | 20 | 20 | 20 | 15 | 15 | 10 | 30 | ||||||
SWB | 25 | 25 | 25 | 25 | 25 | 25 | 25 | 25 | 25 | 25 | 25 | |||
WCa/WCu | 20 | 20 | 20 | 20 | 20 | 25 | 20 | 20 | 20 | 20 | ||||
UB | 20 | 20 | 20 | 20 | 20 | 25 | 20 | 20 | 20 | 20 | 20 | 30 | ||
DU | 20 | 20 | 15 | 15 | 20 | 25 | 20 | 20 | 20 | 0 | ||||
BW | 20 | 20 | 15 | 15 | 20 | 25 | 20 | 20 | 20 | 0 | ||||
WM/TR/GS | 20 | 20 | 15 | 15 | 20 | 25 | 20 | 20 | 20 | 3 | 3 | 0 | ||
Wand | 20 | 20 | 20 | 25 | 20 25b) |
20 25b) |
20 25b) |
0c)d) | ||||||
Türbereich | Abstand zu Türöffnungen/Türlaibungen mind. 10 cm | |||||||||||||
a) vorzugsweise bodengleich |