Richtlinie VDI/VDE 6008 Blatt 3 - Elektrotechnik
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- Richtlinie VDI/VDE 6008 Blatt 3 - Elektrotechnik
- Tabelle 7: elektrotechnische Ausstattung Wohnungen [Auszug]
Überblick zu den hauptsächlich vorliegenden Bedürfnissen der Menschen und deren Anforderungen an die Elektrotechnik und Gebäudeautomation. Die Richtline beschreibt weitergehende nutzerspezifische Anforderungen von Menschen in jedem Alter mit und ohne Mobilitätseinschränkung oder Behinderung.
VDI/VDE 6008 Blatt 3 Barrierefreie Lebensräume - Möglichkeiten der Elektrotechnik und Gebäudeautomation [2014-1]
[Auszug]
Möglichst selbstständig zu leben und das Umfeld weitgehend ohne fremde Hilfe zu nutzen, ist auch im hohen Alter und bei Behinderung das Ziel vieler Menschen. Zudem wird es aus volkswirtschaftlichen und sozialen Gründen immer wichtiger, den Verbleib älterer und behinderter Menschen in Wohnungen ihres normalen Umfelds zu ermöglichen, die Nutzung ihrer Wohnungen zu erleichtern und Selbstständigkeit im Alter und bei Behinderung zu erhalten.
"Barrierefreiheit bedeutet, dass Liegenschaften und deren Technische Gebäudeausrüstung von Menschen in jedem Alter und mit jeder Mobilitätseinschränkung oder Behinderung betreten oder befahren und selbständig sowie weitgehend ohne fremde Hilfe benutzt werden können und damit individuelle Potenziale zum selbständigen Handeln nicht einschränken".
Mit zunehmendem Alter von Menschen und damit verbundenen Behinderungen und Einschränkungen ändern sich deren Bedürfnisse an die Umgebung und ihre Ausstattung. Unter dem Gesichtspunkt, dass die Menschen derzeit viel älter werden und einen wachsenden Bevölkerungsanteil ausmachen, ist darüber nachzudenken, wie es diesen älteren Menschen ermöglicht wird, ohne fremde Hilfe ihr Leben weiterhin zu gestalten.
VDI 6008 Blatt 1 Allgemeine Anforderungen und Planungsgrundlagen - Anforderungen von Nutzergruppen
Anwendungsbereiche VDI/VDE 6008 Blatt 3
Die vorliegende Richtlinie behandelt Anforderungen und Lösungswege in Liegenschaften hinsichtlich der Elektrotechnik und Gebäudeautomation und ihrer jeweils sinnvollen Kombinationen mit anderen Gewerken der Technischen Gebäudeausrüstung.
4 Anforderungen
4.1 Allgemeine Anforderungen
Die unterschiedlichen Nutzergruppen und ihre Anforderungen werden in VDI 6008 Blatt 1 beschrieben.Die elektrotechnischen Lösungsmöglichen sind primär auf die Bedürfnisse der Nutzer auszurichten.
Technische Produkte müssen so gestaltet (Design für Alle) sein, dass sie für möglichst alle Menschen (Benutzergruppen) in der allgemein üblichen Weise ohne besondere Erschwernis und weitgehend ohne fremde Hilfe zugänglich, nutzbar und intuitiv bedienbar sind (nach § 4 BGG). Die Eigenschaften der Benutzer, z. B. Alter, Erfahrungen, Fähigkeiten und Benutzungshäufigkeit, müssen im Anwendungskontext berücksichtigt werden. (...)
4.2 Besondere Anforderungen
Bei der Elektroinstallation sind folgende Aspekte zu beachten:
- Beleuchtung und Steckdosen sind separat abzusichern.
- An allen Waschbecken (unterhalb des Beckens) und Toiletten ist eine Steckdose vorzusehen (z. B. für Höhenverstellung, elektronische Armaturen). Bei Badewannen ist die Notwendigkeit zu prüfen.
- Die FI-Schutzschaltung für Garten- oder Badezimmerverbraucher soll nicht zur Abschaltung von technischen Hilfen wie Beleuchtung, Notrufsystemen führen.
4.2.1 Aufgaben
Die Funktionen der elektrotechnischen Systeme müssen den Benutzer zur Erreichung seiner Ziele unterstützen (siehe Abschnitt 4.2.2). Die Funktionalität und der Dialog zwischen Benutzer und System müssen auf die charakteristischen Eigenschaften der Arbeitsaufgabe abgestimmt sein. (...)
Weitere Inhaltspunkte:
Ziele | Umfeldbedingungen | Flexibilität in der Nutzung | Zwei-Sinne-Prinzip | Fehlertoleranz
5 Anforderungen an technische Systeme
5.1 Allgemeine Anforderungen
Bei der Auswahl der zu installierenden elektrischen Geräte bzw. Systeme soll neben dem CE-Zeichen auf anerkannte Prüfzeichen, z. B. VDE Zeichen auf handelsüblichen Produkten geachtet werden. Damit soll auf Serienprodukte zurückgegriffen werden, die einfache und schnelle Wartung, Reparatur oder einen Austausch ermöglichen. (...)
5.2 Technische Hilfsmittel
5.2.1 Umfeldsteuerungen
Mithilfe von Umfeldsteuerungen können die Nutzer ihr persönliches Umfeld kontrollieren. Es können die Selbstständigkeit und die persönliche Sicherheit erhöht und damit eine weitgehend selbstbestimmte Lebensführung erhalten oder ermöglicht werden. (...)
Weitere Inhaltspunkte:
Umfeldkontrollgeräte | Adaptionshilfen
5.3 Sicherheit
(...)
5.4 Assistenzfunktion
5.4.1 Allgemeines
Die Assistenzfunktion unterstützt situationsabhängig und unaufdringlich das alltägliche Leben der Menschen. Die Nutzerorientierung steht im Vordergrund. Diese Funktionen werden in das direkte Lebensumfeld des Nutzers integriert. Hier gibt die VDI 3812 wichtige Informationen. Es wird empfohlen, Assistenzfunktionen in den Produkten der Gebäudeautomation zu integrieren.
Assistenzfunktionen können z. B. sicherheitsrelevante Überwachungen, Visualisierung von Zuständen und Steuerung von Geräten, Vereinfachung von Funktions- und Bedienungsabläufen oder Health-Care-Kommunikation sein.
Bei Planung und bei Einsatz von Assistenzsystemen ist der Persönlichkeits- und Datenschutz besonders zu beachten.
Weitere Inhaltspunkte:
Technische Hilfen | Akzeptanz technischer Hilfen
6 Bedienelemente der Elektroinstallation
6.1 Allgemeines
Bedienelemente müssen selbsterklärend und so beschaffen sowie installiert sein, dass sie eindeutig und ohne Hilfsmittel den Benutzern die Betätigung ermöglichen, eine gewünschte Funktion abzurufen.
Die Benutzeroberfläche von Bedienelementen muss so gestaltet sein, dass der Benutzer nach dem Zwei-Sinne-Prinzip (optisch, akustisch, taktil) erkennt, welche Funktion aktuell ausgeführt wird bzw. auf welcher Bedienebene er sich befindet, welche Aktionen möglich sind und wie er diese ausführen kann. (...)
6.2 Schalter und Taster
Schalter und Taster sollen sowohl im Hellen als auch im Dunkeln einfach zu finden und zu bedienen sein.(...)
Weitere Inhaltspunkte:
Tastschalter | Erkennbarkeit von Schaltern und Tastern | Zusätzliche Funk-/Infrarotschalter | Impulsschalter
6.3 Bedienfeld
Bedienfelder sollen barrierefrei ausgeführt werden, damit sie von möglichst vielen Benutzern uneingeschränkt und ohne fremde Hilfe betätigt werden können. Ausführungsempfehlungen hierfür werden in Tabelle 3 gegeben.(...)
6.4 Dimmer
(...)
Weitere Inhaltspunkte:
Drehdimmer | Touchdimmer | Seriendimmer
6.5 Steckdosen
(...)
Weitere Inhaltspunkte:
Steckdosen mit erhöhtem Berührungsschutz | Steckdosen mit Auswurfhilfe | Steckdose mit nachgebenden Seitenwänden | Beleuchtete Steckdose | Steckdosen mit FI-Schalter | Steckdosen mit Überspannungsschutz
6.6 Sensoren zur Automation
6.6.1 Automatikschalter
Die zuverlässigste Art Licht zu schalten, erfolgt durch Automatikschalter. In Bereichen, in denen eine besondere Gefährdung der Personen besteht (Fluren, Treppen, Kellerbereiche), sollen vorrangig Automatikschalter eingesetzt werden. Automatikschalter mit einer zusätzlichen manuellen Schaltung werden empfohlen. (...)Automatikschalter können nicht nur im Innenbereich, sondern auch im Außenbereich, z.B. für die Wegbeleuchtung, eingesetzt werden, um beispielsweise Hindernisse und Stufen frühzeitig zu erkennen.
Weitere Inhaltspunkte:
Bewegungs- und Präsenzmelder | Lichtsensor
6.7 Zeitschaltuhren
(...)
6.8 Fenster
Je ein Fenster pro Raum muss für elektrische Antriebe (Stromanschluss, Leerdose für Schalter, Leerrohr) vorbereitet sein. Der Öffnungszustand des Fensters kann mit einem Fensterkontakt erfasst werden (siehe auch Abschnitt 8 und Abschnitt 10).
Die Anforderungen nach DIN 18040-2, Abschnitt 5.3.2 müssen erfüllt sein.
6.9 Rollläden sowie Sonnenschutz- und Sichtschutzsysteme
(...)
6.10 Heizkörperregelung
(...)
Weitere Inhaltspunkte:
Raumtemperaturregler | Heizkörperregler
7 Türen und Tore
Siehe auch VDI 6008 Blatt 5.
7.1 Haus- und Wohnungstüren
Für Haustüren sind elektrische Türöffner mit Motorschlössern und eine Gegensprechanlage vorzusehen. Für Wohnungseingangstüren wird dies empfohlen. Die zur Nutzung der Systeme erforderlichen Bewegungsflächen müssen nach DIN 18040 gegeben und die Bedienung muss auch aus sitzender Position möglich sein.
Haus- und Wohnungseingangstüren müssen vorbereitet sein für die Nachrüstung elektrischer Antriebe zum Öffnen und Schließen des Türflügels sowie zum Verschließen über Motorriegel Stromanschluss, Leerdose für Schalter, Leerrohr). Grundsätzlich wird empfohlen, für jede Tür einen Anschluss (Stromanschluss, Leerdose für Schalter, Leerrohr) vorzusehen.
Die Hausnummer soll beleuchtet sein.
Weitere Inhaltspunkte:
Elektrischer Türöffner | Gegensprechanlage | Videotürsprechanlage | alternative Türöffnungseinrichtungen | Tore
8 Sicherheitssysteme
Die hohen Ansprüche an die Sicherheit von Personen werden durch bewährte technische Systeme unterstützt. Besonders in barrierefreien Bereichen ist es wichtig, dass die Funktion dieser Systeme nach den geltenden Vorschriften überprüft wird, damit es nicht zu gefährlichen Situationen kommen kann. (...)
Weitere Inhaltspunkte:
Rauchmelder/Brandmeldeanlagen | Alarmierung | Vernetzung der Rauchmelder | Aufschaltung auf ein Hausnotrufsystem | Zusätzliche optische Alarmierung | Automatische Herdabschaltung | Fensterüberwachung | Raumluftsensor CO2 | Orientierungsbeleuchtung | Zentral-AUS | Panikschalter
9 Notrufsysteme
Menschen mit Behinderungen oder gesundheitlichen Problemen müssen in der Lage sein, im Falle einer Notsituation nach Hilfe zu rufen, besonders in den Bereichen, wo Menschen medizinisch behandelt, gepflegt oder betreut werden. Ebenso in Räumen, in denen sich Menschen mit Behinderungen oder gesundheitlichen Problemen alleine aufhalten (z. B. in Sanitärräumen in öffentlich zugängigen Gebäuden).
Im häuslichen Bereich werden die persönliche Sicherheit durch den Einsatz von Notrufsystemen erhöht, die Selbstständigkeit verbessert und die häusliche Pflege erleichtert. (...)
Weitere Inhaltspunkte:
Notrufsysteme in Wohnungen | Hausnotrufgeräte | Notrufeinrichtung im Sanitärraum | Willensunabhängige Notrufauslösung |
Notrufsysteme in behindertengerechten Toiletten in öffentlich zugängigen Gebäuden
In DIN 18040-1 sind in öffentlich zugängigen Gebäuden Notrufanlagen in der Nähe des Klosettbeckens vorgeschrieben. Der Notruf muss vom Klosettbecken aus sitzend und vom Boden aus liegend
ausgelöst werden können, z. B. mittels einer Notrufschnur in Höhe der Sockelleiste.
Die Auslösung eines Notrufs muss auch von der Toilette aus – ohne die Sitzposition zu verändern – möglich sein. Die Notrufauslösung soll in der Spülauslösung integriert sein.
Aufgrund der vorgeschriebenen Bewegungsfläche von 150 cm × 150 cm kann eventuell dieser Notschalter (in der Regel ein Zugschalter) vom Waschbecken aus nicht erreichbar sein. Deshalb muss ein zusätzlicher Notschalter im Bereich des Waschbeckens vorgesehen werden.
In der Regel wird zur Anzeige des erfolgten Notrufs eine Signalleuchte im Außenbereich des barrierefreien Toilettenraums installiert. Die Notrufauslösung soll dem Nutzer optisch und akustisch angezeigt werden.
Bei Verwendung des KNX/EIB-Systems soll ein Aktor mit Rückmeldeeigenschaft verwendet werden.
Ein Rufsystem nach VDE 0834 als sicherster Lösung soll eingesetzt werden.
Es ist sicherzustellen, dass bei Nichtbeachtung der Signalleuchte eine Weiterschaltung des Signals auf das Telefon einer anwesenden Person oder auf eine Notrufzentrale erfolgt.
Die Funktion der Notrufeinrichtung muss regelmäßig geprüft und die Prüfung dokumentiert werden.
Behandlungsräume in medizinischen Einrichtungen | Notrufeinrichtungen in Kliniken und stationären Pflegeeinrichtungen | Notrufsysteme in Pflege- und Wohnheimen
10 Informationssysteme
10.1 Allgemeines
Mit einem Informationssystem sollen Bewohner bzw. Besucher Informationen erhalten z.B. über:
- Orientierung im Gebäude
- Betriebszustände von Geräten und Einrichtungen
- Handlungsempfehlungen für Erfordernisse
- Wartungstermine
- Verbrauchskennwerte (...)
10.2 Nutzerschnittstellen
Zur Nutzung eines Informationssystems ist es erforderlich, dass die Bedienbarkeit einfach und übersichtlich ist. Diese Güte wird als benutzerfreundlich oder gebrauchstauglich bezeichnet. Die Gebrauchstauglichkeit ist in DIN EN ISO 9241 definiert. (...)
11 Beleuchtung in Innenräumen
11.1 Allgemeines
Eine qualitativ hochwertige Innenraumbeleuchtung ist für das Wohlbefinden erforderlich, weil besonders behinderte und alte Menschen sich überwiegend in Innenräumen aufhalten und Informationen vor allem über das Auge aufnehmen. Es werden drei Wirkungen des Lichts unterschieden [1]:
- visuell (das Sehen)
- emotional (Lichtstimmung)
- biologisch (Synchronisierung der inneren Uhr mit dem Tagesablauf)
Geeignete Beleuchtung hilft Stürze zu verhindern, welche die häufigste Verletzungsgefahr darstellen. (...)
Weitere Inhaltspunkte:
Arten der Lichtverteilung und ihre circadiane Wirksamkeit | Anforderungen an die Beleuchtung
11.2 Beleuchtung in Wohngebäuden
Es wird eine ganzheitlich helle und kontrastreiche Beleuchtung mit sehr guter Farbwiedergabe gefordert. Die Beleuchtungsstärken für die einzelnen Bereiche werden in Tabelle 5 aufgeführt. (...)
Einsatzort | Beleuchtungsstärke in lx |
---|---|
Wohnungszugänge | 50 bis 500 |
Verbindungsflure | 50 bis 500 |
Küche - Raumlicht | 200 |
Küche - Essplatz | 500 |
Küche - Arbeitsbereich | 500 bis 1.000 |
Wohnzimmer | 50 bis 500 einstellbar |
Bad - Raumlicht | 200 |
Bad - Spiegelbeleuchtung | 500 bis 800 |
Schlafzimmer - Raumlicht | 100 |
Schlafzimmer - Leselicht | 300 |
Schlafzimmer - Untersuchungslicht (bei Pflegebedarf) |
300 |
Weiterhin gilt:
Im Bereich der Eingangstür ...
Weitere Inhaltspunkte:
Beleuchtung in öffentlichen Gebäuden (auch Kliniken und Arztpraxen) | Beleuchtung in Pflegeheimen