Fortbildung für Architekten/Planer und Entscheidungsträger

für die barrierefreie Gestaltung öffentlicher Verkehrsanlagen nach DIN 18040-3 und DIN 32984.

Webinar Öffentlicher Raum im Februar 2025

Seminar Barrierefreie öffentliche Infrastruktur

Die Sprache der Bodenindikatoren

Foto mit abgewinkelter QuerungstelleFoto Person mit Blindenstock am Abzweigefeld

Im Dezember 2020 erschien eine Neufassung der DIN 32984 Bodenindikatoren im öffentlichen Raum, eine Weiterentwicklung der Norm von 2011. Grundlegende Veränderungen enthält diese Neufassung nicht, eher einige Klarstellungen und Ergänzungen für Einzelsituationen. Ganz anders war es 2011. Damals wurde die erste DIN 32984 zu Bodenindikatoren ersetzt, die einer völlig anderen Systematik gefolgt war. Diese war 2000 nach über 10-jähriger Diskussion schließlich veröffentlicht worden. Zwei Jahre zuvor war die DIN 18024 Barrierefreies Bauen - Teil 1: Straßen Wege, Plätze erschienen, in der allerdings blinde und sehbehinderte Menschen keine Berücksichtigung fanden. Bei barrierefreiem Bauen waren damals nur gehbehinderte Menschen, v.a. mit Rollstuhl, im Blick.

Die erste Bodenindikatoren-Norm von 2000 war 2011 völlig überholt, vor Ihrer Anwendung wurde vielfach ausdrücklich gewarnt, so von der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung und vom Deutschen Blinden und Sehbehindertenverband DBSV1. Die Norm von 2011 definierte dann sowohl die Form wie auch die An- und Zuordnung von Bodenindikatoren völlig neu. Die Vorgaben gingen in die gleichzeitig formulierten Hinweise für barrierefreie Verkehrsanlagen (HBVA) der Forschungsgesellschaft für Straßen und Verkehrswesen sowie die Richtlinie der Bahn RIL 813.02053 ein und waren Grundlage der entsprechenden Regelungen in der DIN 18040-3 Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen - Öffentlicher Verkehrs- und Freiraum.

Informationsgehalt von Bodenindikatoren

Wenn also der Informationsgehalt der verschiedenen Typen von Bodenindikatoren letztlich auf Vereinbarung beruht, so muss die Zuordnung und Differenzierung der verschiedenen Typen und damit Informationen doch abgestimmt und in sich schlüssig sein.

Jede Struktur legt jeweils eine bestimmte Information auf Grund ihrer haptischen-sinnlichen Qualität spontan nahe, und schließt andere Informationen aus. Die Zuordnung ist jedenfalls nicht völlig beliebig. Deshalb soll hier der Versuch einer Systematisierung gemacht werden, der von der haptisch-sinnlichen Qualität der Struktur ausgeht und die Überlegungen nachvollzieht, die die Arbeitsgruppe der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung bei der Entwicklung des Leitfadens Unbehinderte Mobilität angestellt hat und der im wesentlichen auch die DIN 32984 seit 2011 folgt.

Die für die Orientierung von blinden Menschen erforderlichen Informationen sind sehr vielfältig. Je mehr Informationen durch Bodenindikatoren gegeben werden sollen, desto komplexer wird die Systematik, entweder werden mehr Typen von Bodenindikatoren erforderlich (das ist das britische Konzept), oder ihre Zuordnung wird komplizierter (das entspricht eher den mitteleuropäischen Systemen). Den umgekehrten Weg geht Frankreich: hier werden nur wenige Informationen gegeben, dafür ist das System einfach und leicht verständlich.

Die Vielfalt der erwünschten Informationen zeigt beispielhaft die Liste der Felder, die die DIN 32984 nennt:

  • Leitstreifen
  • Richtungsfeld
  • Abzweigfeld
  • Auffindestreifen in 2 Formen, differenziert
  • Einstiegsfeld
  • Aufmerksamkeitsfeld
  • Sperrfeld

Die Arbeitsgruppe der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung hatte diese verschiedenen Informationen drei Grundinformationen zugeordnet: Gehe, Achtung, Stopp. Diese Grundinformationen sollten mit zwei Bodenindikatoren gegeben werden. Theoretisch ist das kein Problem. Die ganze digitale Welt besteht nur aus 2 Zeichen. Die genaue Bedeutung muss sich dann aus dem Kontext und der An- und Zuordnung der Bodenindikatoren ergeben.

Damit das Ganze aber verständlich ist, muss sich die Zuordnung von Bedeutung auch an den haptisch - sinnlichen Qualitäten der Bodenindikatoren orientieren. Am besten sollte die Systematik spontan verständlich sein, oder zumindest eingängig. Das Training sollte nicht mehr erschwert werden als notwendig.

Mehr zu den Themen Borde, Rippen, Noppen im vollständigen Dokument.

Zuordnung von Bodenindikatoren im Verkehrsraum

Unabhängig von ihrer Aussage unterscheiden sich Bodenindikatoren auch in ihrer Wahrnehmbarkeit. So sind Rippen besser wahrnehmbar, wenn sie in Gehrichtung verlegt sind, weil der Stock beim Pendeln dann quer über die Rippen streicht. Noppenplatten sind vielfach besser wahrnehmbar als Rippen, v.a. auch mit den Füßen. Allerdings werden sie dadurch eher zum Hindernis für Gehbehinderte. Auch diese Eigenschaften können Gesichtspunkte sein, welcher Bodenindikator am jeweiligen Ort einzusetzen ist, z.B. an Bordabsenkungen.

Leitstreifen

Der Leitstreifen ist die unmittelbarste Anwendung der Grundinformation "Gehe". Die Verwendung von Rippen/Rillen ergibt sich von selbst aus ihrer Formensprache und ist auch international unumstritten. Unterschiede gibt es hier allenfalls in der Breite und Anzahl der Streifen. Eine Besonderheit ist hier die schweizer Lösung mit 2 x 3 Rippen und einem Zwischenraum.

Abzweigefeld

Der Abzweig oder die Abknickung ist der Grundinformation "Achtung" zuzuordnen. Hier ist im Leitstreifen Richtungsneutralität gefordert, es muss eine Richtungsentscheidung oder -neubestimmung erfolgen. Dieser Aussage entspricht die Noppenplatte eigentlich ideal....

Mehr Informationen zu Bodenindikatoren wie Leitstreifen, Richtungsfeld, Aufmerksamkeitsfeld etc. finden sich ebenfalls im vollständigen Dokument.

Der vollständige Fachbeitrag "Die Sprache der Bodenindikatoren" steht hier zum Downloaden bereit.

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Autorinfo

Herr Dipl.-Ing. Arch. Bernhard  Kohaupt

60489 Frankfurt

Beratung, Planung, Seminare, Vorträge und Schulungen

Schwerpunkt ist die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum: Gehwege, Wegenetze, Querungsstellen, Haltestellen, Bodenindikatoren, Treppen und Rampen

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