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Parkanlage und Sinnesgartensinnesgarten.htm?output=print

Die Hochbeete und diverse Einbauten am gestalteten kleinen Rundweg und viele Sitzmöglichkeiten soll einen zugleich anregenden wie kontemplativen angenehmen Gartenbereich anbieten, der den Nutzern einen angenehme Aufenthalt und ein sinnliches Erleben ermöglicht.

Erfahrungsfeld für die Sinne
für demenziell erkrankte Menschen im Seniorenzentrum Caroline Bertheau im Evangelischen Johannesstift Berlin

Sinnesgarten, LageplanDas Seniorenzentrum Caroline Bertheau im Evangelischen Johannesstift Berlin ist als "Modellvorhaben des Bundesgesundheitsministeriums zur Verbesserung der Situation Pflegebedürftiger" entstanden. Die Planungsphase wurde fachlich begleitet vom Kuratorium Deutsche Altershilfe.

Neben 8 Hausgemeinschaften für je 8 pflegebedürftige und dementiell erkrankte Menschen sind 24 seniorengerechte Wohnungen sowie 20 Plätze in der Kurzzeitpflege "Lindenhof" entstanden. Im Hause sind außerdem Friseur, Lebensmittelmarkt und Diakoniestation untergebracht worden.
Der zum Gebäude zugehörige Freiraum hat eine Größe von ca. 10.000 m². Er liegt auf dem Stiftsgelände und ist nicht eingezäunt.
Neben den notwendigerweise anzulegenden Pkw-Stellplätzen wurden vielfältige Aufenthalts- und Parkbereiche geschaffen. Alle Bereiche sind barrierefrei geplant und hergestellt worden. Dabei wurden insbesondere die Bedürfnisse demenziell erkrankter Menschen berücksichtigt. In Hausnähe wurde ein Sinnesgarten angelegt.

Der Sinnesgarten

Allen beteiligten war ein großes Anliegen, dass auf dem Gelände abwechslungsreiche Möglichkeiten zum Spazieren gehen und Verweilen entstehen sollten für alle Menschen, also insbesondere auch für diejenigen mit Mobilitäts- oder Sinneseinschränkungen.

Im südseitigen, geschützten halboffenen Hofbereich wurde ein Sinnesgarten angelegt. Er ist für alle Hausbewohner von mehreren Seiten aus zugänglich. Bei der Konzeption von Gebäude und Garten war die selbstständige, einfache Erreichbarkeit des Gartenbereiches für die demenziell erkrankten Bewohner ein großes Anliegen.

gestaltetes TorDa bei vielen demenziell erkrankten Menschen eine große innere Unruhe zu beobachten ist, die sich häufig in einem auffälligen Bewegungsdrang zeigt, sollte der Sinnesgartenbereich nicht zu klein werden: Er hat hier eine Größe von ca. 750 m².

Die angrenzende Parkanlage ist nicht eingezäunt; der Sinnesgarten ist durch ein künstlerisch gestaltetes Tor abschließbar, da - in Abstimmung mit Heimleitung und Pflegepersonal, aber auch mit Angehörigen - dem zumeist mangelnden Orientierungsvermögen der Bewohner angemessen Rechnung zu tragen war.

Die Umgrenzung des Gartens besteht aus Hochbeeten, attraktiven Pflanzen, künstlerisch gestalteten Elementen und dem Tor. Sie sollte so beschaffen sein, dass die Nutzer möglichst nicht das Gefühl bekommen eingeschlossen zu sein.

Das Wegesystem im Sinnesgarten wurde so gestaltet, dass der Bewegungsdrang der Bewohner berücksichtigt wurde. Es wurde ein in sich geschlossenes, dabei jedoch in sich untergliedertes Wegesystem angelegt, das nach Auffassung des Pflegepersonals einem einfachen Rundweg vorzuziehen ist.

Die Wegeflächen heben sich klar von der Umgebung ab und sind in Material und Farbe einheitlich. Da häufig bei demenziell erkrankten Menschen das räumliche Wahrnehmungsvermögen eingeschränkt ist, können Farb- und Materialwechsel des Wegebelages die Patienten verunsichern und beunruhigen.

Die Wege- und Aufenthaltsflächen sind so angeordnet, dass die entstehenden Räume jeweils ineinander greifen und immer wieder neue Eindrücke und Ausblicke - z.B. in den angrenzenden Parkbereich - erlauben. Durch eine wohl überlegte Anordnung von Gehölzen, Stauden und Gräsern, teilweise in Hochbeeten, wird der Raum gegliedert. Das Gesamtgelände ist damit nicht mehr auf einen Blick zu erfassen und wird als größer empfunden als es tatsächlich ist. Durch Bepflanzung entstehen Nischen, in denen sich Bewohner und Besucher ungestört und unbeobachtet fühlen können.

Farbe, Wind, DuftImmergrüne Gehölze wurden sparsam verwendet, vielmehr wurden Pflanzen ausgewählt, die zur jahreszeitlichen Orientierung beitragen. Ein jahreszeitlich wechselndes Spektrum von Blütenfarben, Gerüchen, Früchten, Laubformen und -farben stellte ein wichtiges Kriterium für die Pflanzenauswahl dar.

Einige Pflanzenarten, manche Obstgehölze oder Kräuterpflanzen haben für die meisten Menschen unserer Klimazone von Kindheit an Symbolwert für bestimmte Jahreszeiten: so z.B. Krokus, Narzisse, Flieder, Erdbeeren, Kirschen, Mohn, Kornblumen, Kastanien, Äpfel, Birnen u.a.m. Verwendet wurden auch Duftpflanzen und Gewürzkräuter. Über Geruchswahrnehmung können auch bei demenziell erkrankten Menschen Erinnerungen unmittelbar ausgelöst werden. Die Sitz- und Ruhebereiche im Sinnesgarten wurden so angelegt, dass sowohl Plätze im Schatten als auch in der Sonne vorhanden sind.


Besonderer Wert wurde auf das Vorhandensein von Wasser im Garten gelegt.

ZapfstelleDie Hausbewohner sollen die Möglichkeit haben, selbst an einem Wasserhahn eine Gießkanne füllen zu können um die Blumen im Garten zu gießen. Außerdem sollte der Erkenntnis Rechnung getragen werden, dass das Berühren von Wasser und die Geräusche von Wasser anregend und beruhigend zugleich wirken können.

Wasser, Quellstein, StrömungstafelDaher wurde als zentraler Anziehungspunkt eine 80 cm große schwimmende rote Granitkugel in die Gartenanlage integriert. Hier ist Wasser in Bewegung, über eine kleine Kaskade plätschert es sogar kräftig. Man kann herantreten und das Wasser und die sich drehende Kugel auch vom Rollstuhl aus mit der Hand erreichen.

Auch statische Objekte, in denen eine sichtbare kontinuierliche Bewegung stattfindet, können demenziell erkrankte Menschen zumindest für eine kurze Zeit aus der Ruhelosigkeit herausholen und fesseln.

Daher wurde eine Strömungsscheibe aufgestellt. Dabei handelt es sich um eine wassergefüllte Scheibe, die in einem Metallgestell an einer kardanischen Aufhängung befestigt ist. Durch Drehung der Scheibe in verschiedene Raumrichtungen entstehen schnelle und langsame Strömungsbilder. Spiegelsymmetrisch ein- und ausrollende Spiralen zeigen ein Formprinzip, das sich in einfachen Lebewesen, aber auch in der Struktur menschlicher Organe wiederfindet. Der langsame Ablauf dieser Vorgänge erfordert viel Geduld, die der aufmerksame Betrachter unbewusst aufbringen wird. Diese Spielstation steigert somit die Empfindsamkeit.

Als taktil erfahrbare Elemente wurde mit den Materialien Holz, Stein und Keramik von Künstlern verschiedene Tor- und Durchgangssituationen ausgestaltet.

TorsteinAls optische Barriere sind am Hauptweg auf dem Weg zum Übergang in den parkartigen Bereich Stelen aus grünlichem Naturstein aufgestellt. Sie symbolisieren eine Torsituation. Durch die Bearbeitung des Steins, unterschiedliche Winkel und Texturen entstehen im Wechselspiel von Sonne und Schatten beim Herumgehen immer wieder neue Eindrücke. Hier kann man innehalten, tasten, fühlen und betrachten.

Erst weiter dahinter befindet sich tatsächlich ein kleines Tor aus Holz, das geschlossen werden kann bei Bedarf. Den eventuellen Weglauftendenzen mancher Bewohner kann so unauffällig entgegengewirkt werden.

Vom Steintor aus kann man die gleich Runde wieder zurück gehen oder aber auf dem Hauptweg und wiederum zwischen zwei Hochbeeten hindurch zur Glashalle gelangen, bzw. zum seitlich befindlichen Aufenthaltsbereich. In die Hochbeete sind gestaltete Keramikelemente eingelassen, die durch Tasten und Fühlen ein weiteres Material zum Erleben anbieten.

Hochbeet mit KeramikelementDie Kombination aus mit bepflanzen Hochbeeten und diversen Einbauten interessant gestalteten kleinen Rundweg einerseits und einer reichen Ausstattung an Sitzmöglichkeiten andererseits soll einen zugleich anregenden wie kontemplativen angenehmen Gartenbereich anbieten, der den Nutzern einen angenehme Aufenthalt und ein sinnliches Erleben ermöglicht.


Ein Erfahrungsfeld für die Sinne.


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Autorinfo

Frau bdla . ifla Beate Voskamp

12207 Berlin

voskamp landschaftsarchitektur bdla + mediation. moderation im planungs-. bau-. umweltbereich

Zusatzinfo

Parkanlage und Sinnesgarten

Erfahrungsfeld für die Sinne für demenziell erkrankte Menschen im Seniorenzentrum Caroline Bertheau im Evangelischen Johannesstift Berlin

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