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Bewegungsraum Labyrinth - für Diagnostik und Therapie in Freizeit- und Außenanlagen. Ein Projekt mit chronisch altersverwirrten Senioren der Tagespflege des Arbeiter-Samariter-Bundes in Augsburg.

Labyrinthos - Bewegungsraum Labyrinth

Wie kam es zum "Labyrinthen"?

Chatres und kretisches LabyrinthLabyrinth im Frühling und im Herbst

Die Idee zu diesem Projekt entstand nach einem Seminar des englischen Pflegewissenschaftlers Professor Stephen Wright.

Bei Betrachtung des Labyrinths kam mir der Gedanke, ob dieser verschlungene Weg, der symbolisch für den Lebensweg steht, nicht auch verwirrten Menschen helfen könnte.

Das Labyrinth besteht im Gegensatz zum Irrgarten aus einem Weg, der in vielfach verschlungener Weise zu einem Mittelpunkt führt. Es besticht außerdem durch sein harmonisches Design, das jede Grünanlage in Einrichtungen der Altenhilfe schmücken kann.

Das Projekt startete Mitte September und mit Pater Heinz Nab vom Franziskanischen Zentrum, dem Erbauer des dortigen Chartres-Labyrinths, war ein Besuchszeitraum von 6 Wochen vereinbart worden. Aus den sechs Wochen wurde ein Jahr.

Zusätzlich haben die TeilnehmerInnen während dieser Zeit in der Tagespflege Kopien von Labyrinthen ausgemalt oder mit Stiften "durchwandert".

Worin liegt der allgemeine Nutzen des Labyrinthes?

Unserer Erfahrung nach zeigt sich der Nutzen des Labyrinths sowohl in diagnostischer als auch therapeutischer Weise.

Das Labyrinth wirkt auf körperlicher und geistiger Ebene:

Erhalt der Mobilität

Der Weg durch das Labyrinth benötigt je nach Größe des Labyrinths einen unterschiedlichen Kraftaufwand. Da im Begehen des Weges, der einen Ausgangspunkt, einen Rastpunkt und einen Endpunkt hat, eine gewisse Aufgabe beinhaltet ist, wird das körperliche Durchhaltevermögen erleichtert und angespornt. Die meisten derer, die durch das Labyrinth gegangen sind fühlen sich danach auch körperlich entspannter.

Steigerung der Flexibilität

Knackpunkte beim Begehen des Chartres-Labyrinths waren für alle Beteiligten die vielen Kehren. Ständige Wendungen sind notwendig und damit ständiges Umdenken in eine neue Richtung. Zwar bleibt der Weg derselbe, aber die Richtung neu zu bestimmen stellte hohe Anforderungen an die Flexibilität.

Zentrierung und Beruhigung

Beim Gehen im Labyrinth bewegt man sich hin zu einem Mittelpunkt und von diesem Zentrum wieder nach außen. Diese Bewegung fördert auf der äußeren Ebene das zu sich kommen. Anders als beim Ausmalen von Mandalas, das auch die Strukturierung und Zentrierung fördert, kommt beim Durchwandern des Labyrinth die Dynamik der Bewegung dazu, was gleichzeitig die Mobilität fördert und nach unserer Erfahrung beruhigende Wirkung hat.

Sicherheit durch starke Struktur

Das elementare Lebensgefühl altersverwirrter Menschen sind Angst und Unsicherheit. Nicht mehr Herr oder Frau der eigenen Sinne zu sein ist zutiefst verunsichernd. Die meisten Angebote für die Betroffenen zielen darauf ab, Sicherheit und Konstanz zu vermitteln. Das Labyrinth reiht sich ein in die Angebotspalette Sicherheit bietender Maßnahmen. Wer sich im Labyrinth bewegt, tut dies in einer strengen und klaren Ordnung. Auch wenn auf den ersten Blick ein Durcheinander von Wegen zu erkennen ist, erschließt sich dem Betrachter bei genauerem Hinsehen und beim Begehen die mathematische Struktur dieses Ursymbols.

Besserung des Kurzzeitgedächtnisses

Versuche in Amerika mit Alzheimerpatienten in Labyrinthen sollen als Ergebnis eine Verbesserung des Kurzzeitgedächtnisses gebracht haben. Dieses Ergebnis läßt sich trotz der Kürze der Zeit bei unserem Projekt bestätigen. Die TeilnehmerInnen haben den Ort und das Labyrinth erstaunlich schnell abgespeichert und erinnert. Das Begehen des Labyrinths erfordert in sehr starkem Maße, sich auf das naheliegende zu konzentrieren, auf das, was vor den Füßen liegt. Dies ist vielen Teilnehmern sehr schwer gefallen und nur mit geduldigem Führen und Hinweisen konnten sie diese Anforderung immer besser erfüllen.

Förderung der Selbstverantwortung

Ein typisches Merkmal verwirrter Menschen ist ihr verständlicher Versuch jegliche Verantwortung an die Umwelt abzugeben. Im Labyrinth zeigte sich dies dadurch, daß sie die Situation gut meisterten, solange sie hinter jemandem hergehen konnten. Sobald sie alleine gehen sollten trat schnell Verwirrung und Orientierungslosigkeit auf. Die meisten der TeilnehmerInnen schafften es im Laufe der Zeit, teils das Labyrinth völlig selbständig zu begehen oder wenigstens für eine gewisse Zeit ohne Führung sicher dem Pfad zu folgen.

Bearbeitung unterdrückter Emotionen

Das Gehen in diesen vielen Kehren scheint auch wie ein großer Kochlöffel zu wirken, der unterdrückte Gefühle aufrührt. Ärger, Ungeduld und auch alte Gefühle von Gefangen sein tauchten auf, ohne übermächtig zu werden. Frau Krieger erzählte regelmäßig nach Begehungen Geschichten aus ihrem sehr bewegtem Leben und es entwickelten sich anregende Gespräche.

Harmonisierung der Gehirnhälften

Denken ist nicht erforderlich, um durch das Labyrinth zu gehen. Gleichzeitig erfordert es große Aufmerksamkeit um auf dem Weg zu bleiben. Diese Kombination von reduzierter mentaler Erregung und erhöhter Bewußtheit dessen, was man gerade tut, macht das Labyrinth zu einem idealen Ort der Meditation und Entspannung. Die Wendungen im Labyrinth sollen die beiden Gehirnhälften harmonisieren und zu körperlicher und geistiger Gesundheit beitragen.

In der Projektzeit haben wir während des Gehens durch das Labyrinth diese Effekte bestätigt gesehen. Ein guter, wertschätzender Kontakt zu den Teilnehmern ist unbedingte Voraussetzung dafür, damit die positiven Effekte des Labyrinths wirken können. Die Art und Weise des Begleitens durch das Labyrinth erfordert ein gutes Maß zwischen führen und gehen lassen.

Was tun, wenn kein begehbares Labyrinth in der Nähe ist?

Einfache Labyrinthe können leicht selbst gezeichnet und gebaut werden. Gute Ergebnisse bringt schon das erwähnte Ausmalen von vorgemalten Labyrinthen auf Papier. Die Arbeit mit Verwirrten im Labyrinth ist ein Versuch, den Lebensfaden wieder aufzunehmen. Denn dort kann ihnen nichts anderes begegnen als das was Herman Kern in seinem Labyrinthbuch schreibt:

Im Labyrinth verliert man sich nicht, im Labyrinth findet man sich.
Im Labyrinth begegnet man nicht dem Minotaurus, im Labyrinth begegnet man sich selbst.

Referenzen:

Herr Schwendner, Heimleiter des BRK Seniorenheimes in Donauwörth war von der Labyrinthidee so überzeugt, dass er im Garten seines Heimes ein Klassisches Labyrinth mit verschieden strukturiertem Untergrund anlegen ließ. Möglich machten diese Investition Sponsoren aus der Stadt Donauwörth. So hat er nun nicht nur ein neues therapeutisches Mittel, mit dem die dort tätige Beschäftigungstherapeutin arbeitet, sondern auch ein Schmuckstück in seiner Gartenanlage.

Frau Berger, die ihren alzheimerkranken Mann eines Tages mit in das Labyrinth begleitete: "Ich bin erstaunt, wie gut er sich zurechtfindet. Ich hätte ihm das gar nicht mehr zugetraut."

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Autorinfo

Herr Diplom Sozialpädagoge(FH) Franz Miller

Jahrgang 1956
Fortbildungsreferent
Zusatzqualifikation Gerontologie an der Uni Augsburg Ausbildung in körperzentrierter Psychotherapie (Hakomi-Methode)
Leitung von Entspannungs- und Meditationskursen
Jahrelange Tätigkeit in Einrichtungen der Sozialpsychiatrie, Drogentherapie und Geriatrie. Seit 14 Jahren halbtags in einer Tagespflegeeinrichtung für Senioren tätig.

Für mehr Informationen sendet Ihnen Franz Miller die kostenfreie
"Informationsbroschüre zum Labyrinthprojekt mit chronisch altersverwirrten Senioren"
(pdf-Datei) zu.

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