Wohnungsneubau ohne Flächenversiegelung

Hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum, kein Angebot auf dem Wohnungsmarkt. Die Baukosten explodieren, der Wohnungsneubau stockt. In ganz Deutschland fehlen etwa 700 000 Wohnungen, allein in Berlin sollen es 100 000 sein.

Gibt es Auswege aus der Misere? Ohne weitere Flächen zu versiegeln, können die Dachaufstockung und Sanierung von Bestandsbauten eine Lösung sein. Durch industrielle Vorfertigung von Bauteilen lassen sich zudem Zeit und Kosten sparen.

Die HOWOGE, eines der sechs kommunalen Wohnungsunternehmen des Landes Berlin, geht schon mal voraus. In zwei Pilotprojekten hat sie die technische und wirtschaftliche Machbarkeit von Dachaufstockungen auf dem Plattenbautyp WBS 70 gezeigt. Ohne zusätzliche Grundstücksressourcen entstanden 50 Neubauwohnungen, die zur Hälfte sozial gefördert wurden und zu Einstiegsmieten ab 6,50 pro Quadratmeter vermietet werden. Die Hälfte der neu entstandenen Wohnungen ist barrierefrei.

Franz-Schmidt-Straße, Berlin-Buch

In der Franz-Schmidt-Straße 11 – 17 in 13125 Berlin-Buch konnte durch eine Dachaufstockung zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden.

Der fünfgeschossige Plattenbau WBS 70 der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH wurde in Holz-Hybridbauweise um 3 Etagen aufgestockt. 22 neue Wohneinheiten entstanden, davon die Hälfte barrierefrei.

Auch die Mieter und Mieterinnen der 40 Bestandswohnungen profitierten von diesem Pilotprojekt. Eines der bestehenden Treppenhäuser wurde komplett durch einen Aufzug ersetzt, so dass nun alle Wohnungen barrierefrei erreichbar sind.

Seefelder Straße, Berlin-Lichtenberg

Der sechsgeschossige Plattenbau in der Seefelder Straße 34 - 36 in 12053 Berlin-Lichtenberg wurde ebenfalls aufgestockt. Insgesamt entstanden hier 28 Neubauwohnungen auf zwei Etagen. Die zwei vorgesetzten Aufzüge ermöglichen jedoch lediglich eine barrierefreie Erreichbarkeit der neu gebauten Wohnungen. Hinsichtlich der barrierefreien Erschließung habe sich laut HOWOGE gezeigt, dass die Variante in der Franz-Schmidt-Straße nur unwesentlich teurer und aufgrund des hohen Mehrwerts für die Bestandsmieter:innen zu präferieren sei.

Bauausführung

Die Aufstockungen wurde als Typenhaus in ökologischer Holz-Hybridbauweise durchgeführt. Um die Last zu verteilen, mussten die Fundamente verstärkt werden. Eine 20 - 25 Zentimeter hohe Bodenplatte im Keller wurde aufgebaut, für die mittels Bohrungen in den Außenwänden ein entsprechendes Stahlgeflecht mit dem vorhandenen Boden erstellt wurde.

HOWOGE-Geschäftsführer Ulrich Schiller stellt fest, dass Dachaufstockungen sehr komplexe Bauvorhaben und nicht auf jedem Gebäude zu realisieren seien.

Fazit eines Projektpartners

Mit zunehmender Erfahrung, einer ausgelasteten Produktion der Fertigelemente und einer Steigerung des Vorfertigungsgrades ließe sich die Bauzeit von etwa 20 Monaten auf etwa 11 Monate verkürzen.

Daten und Fakten Franz-Schmidt-Straße

Größe Grundstück:	3 522 Quadratmeter
Wohneinheiten:	22
Wohnungsschlüssel:	• 12 Zwei-Zimmer-Wohnungen • 9 Drei-Zimmer-Wohnungen • 1 Vier-Zimmer-Wohnungen
Gebäude:	6-geschossiges Wohnhaus WBS 70, Typ Berlin mit Dachaufstockung um 2 Geschosse
Besonderheiten:	• nachhaltige Holz-Hybridbauweise • alle Wohnungen haben einen Balkon oder eine Dachterrasse • Schaffung von Fahrradstellplätzen vor und hinter dem Haus, teilweise überdacht • Einbau Aufzug mit ebenerdigem Treppenhaus • Schaffung / Neugestaltung der Spielflächen
Energiestandard:	EnEV
Baustart:	Januar 2021
Fertigstellung:	Oktober 2022

Daten und Fakten Seefelder Straße

Größe Grundstück:	5 613 Quadratmeter
Wohneinheiten:	28
Wohnungsschlüssel:	• 16 Zwei-Zimmer-Wohnungen • 12 Drei-Zimmer-Wohnungen
Gebäude:	6-geschossiges Wohnhaus WBS 70, Typ Berlin mit Dachaufstockung um 2 Geschosse
Besonderheiten:	• nachhaltige Holz-Hybridbauweise • alle Wohnungen haben einen Balkon oder eine Dachterrasse • Schaffung von Fahrradstellplätzen vor und hinter dem Haus, teilweise überdacht • Einbau Aufzug • Schaffung / Neugestaltung der Spielflächen
Energiestandard:	EnEV
Baustart:	Januar 2021
Fertigstellung:	November 2022