Orientierungssysteme im öffentlichen Raum
Barrierefrei Städte bauen
Orientierungssysteme im öffentlichen Raum
Autoren: Nadine Metlitzky und Lutz Engelhardt, 2009
"Barrierefreies Bauen" ist kein Design-Trend, sondern eine städtebauliche Gesamtaufgabe.
Einführung
Städtebauliche Entwicklungen werden nahezu immer von gesellschaftspolitischen Veränderungen oder maßgeblichen Veränderungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens initiiert.
Ein Blick auf die bekannten Alterspyramiden und den daraus resultierenden Prognosen zeigen deutlich den Wandel unserer Bevölkerungsanteile. In der bereits beginnenden Zukunft wird der überwiegende Anteil unserer Bevölkerung ältere Menschen sein. Aufgrund dieser Tatsache wird sich das gesellschaftliche Zusammenleben grundsätzlich ändern. Der am größten vertretene Bevölkerungsanteil wird die Gestaltung unserer baulichen Umwelt und somit des urbanen Raums prägen und maßgeblich bestimmen.
Wir vom Factus 2© Institut fragen uns:
Wie müssen Städte gestaltet sein, in der Menschen länger leben und älter werden, als jemals zuvor?
Die Gestaltung des urbanen Raums war im letzten Jahrzehnt von einem Bauplanungsrecht dominiert, welches eine expandierende Bevölkerungsentwicklung zugrunde legt. Stadtplanungskonzepte sind häufig starr und so langfristig angelegt, dass die in der Realisierungsphase stattfindenden Veränderungen die Ziele der bisherigen Konzepte in Frage stellen und teilweise sogar negieren.
In Zukunft werden wir gezwungen sein, uns auf verdichtete Städte bzw. auf Kernstädte mit hoher Wohnqualität und verdichteten Bebauungen zu konzentrieren.
Die Vorteile einer Kernstadt ist die optimale Vernetzung der infrastrukturellen Schwerpunkte, der Fußläufigkeit und kurzen Wege (Erreichbarkeit), klare Orientierungen, Mischnutzungen (wohnen und arbeiten), kulturelle Höhepunkte (Museen, Theater) und die Mischung unterschiedlicher Generationen. Gleichzeitig kann durch die Verkernung die Attraktivität der Stadt und damit die Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Stadt gesteigert werden. Eine barrierefreie Gestaltung der Infrastruktur ist daher auch ein Mittel zur positiven Prägung des Charakters einer Stadt.
Bei unseren Überlegungen zu einem barrierefreien Stadtentwicklungskonzept stützten wir uns auf die Beobachtung, die wir bei der Analyse von stadträumlichen Entwicklungen von Städten machten. Wir erkannten, dass die vorhandenen starren, unbeweglichen Elemente (Gebäude, Plätze, Straßen) einer Stadt genauso in unsere Überlegungen mit einzubeziehen sind, wie die beweglichen Elemente einer Stadt. (Als "bewegliche Elemente" werden insbesondere die Bewohner und deren Mobilität aufgrund der täglichen Verrichtungen wie arbeiten, konsumieren, bewegen usw. betrachtet.) Die Grundlage eines barrierefreien Stadtmodells ist eine symbiotische Betrachtung der tatsächlich vorhandenen Stadt und des heutigen bzw. des zukünftigen (Stadt-) Bewohnerprofils.
Aus diesen Vorüberlegungen entwickelten wir das Modell: "Strukturelle Orientierungssysteme".
Strukturelle Orientierungssysteme bieten als Städtebaumodell für die Zukunft die Möglichkeit, für eine immer älter werdende Bevölkerung Städte zu strukturieren und ggf. neu zu ordnen, in denen jeder alt werden kann.
Der zweite Teil des Leitfadens beschäftigt sich mit klassischen bodengebundenen (Blinden-)Leitsystemen inklusiv einer detaillierten Auflistung aller gängigen, am Markt befindlichen Bodenindikatoren.
Inhaltsübersicht
- Chancen des demographischen Wandels
- Modell des strukturellen Orientierungssystems
- Analyse des Orientierungssystems im Stadtzentrum der Stadt Mühlhausen / Thüringen
- Entwicklung von Übergabebereichen
- Bestehende Orientierungsstrukturen
- Bodengebundene Leitsysteme
- Grundanforderungen an bodengebundene Leitsysteme
Eine Leseprobe zum Fachbuch steht hier zum Downloaden bereit.
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