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Wie man Bäder barrierefrei macht, was unbedingt erforderlich ist, schildert Günter Kohlbecker, Autor des Fachbuchs "Barrierefreies Bauen im Bestand".

Ein Bad wird barrierefrei

barrierefreies BadezimmerFrau im Bad vor Spiegelunterfahrbares WaschbeckenFußbodenheizung mit HolzbodenKörpertrockner in einer Nische

Ein Blick auf den Altersaufbau zeigt, dass der Bedarf an Wohnungen, die den Bedürfnissen älterer oder gesundheitlich beeinträchtigter Personen gerecht werden, ansteigt. Deren Wünsche sind in der DIN 18040, Barrierefreies Bauen, formuliert. Bei der Planung rückt damit die Generation 50 plus - auch Silver Ager benannt - mit ihrer hohen Kaufkraft sowie Ansprüchen an Qualität immer mehr in den Vordergrund. Derart erstellte Gebäude werden vom Markt schnell akzeptiert. Das altersgerechte Bad wird einerseits von den angesprochenen Punkten geprägt und andererseits von dem Wunsch, den Raum in eine individuelle Wellness-Oase umzufunktionieren, die dem Gedanken des SPA (Sanitas Per Aquam) der gehobenen Hotels nahekommt.

Was ist barrierefrei?

Grundbedürfnisse sind dabei Licht, Wärme und ein harmonisches Zusammenspiel der erforderlichen Einrichtungsgegenstände mit Boden- und Wandbelag. Als hauptsächliche Punkte werden dabei von der DIN die Höhe von Lichtschalter sowie Türklinke mit 85 cm über dem Fußboden und die Aufschlagrichtung der Türe in den Flur verlangt. Die Punkte und weitere Forderungen ergeben sich aus dem Nutzen. Mit zunehmendem Alter steigt der Wunsch nach Wärme, darum sollte die Heizung höher dimensioniert werden. Bestimmte unvermeidbare Tätigkeiten dauern länger, darum ist eine mechanische Entlüftung zwingend nötig. Das schnelle Retten einer im Bad gestürzten Person verlangt eine in den Flur aufschlagende Türe mit einer lichten Durchgangsbreite von 90 cm.

Unbedingt erforderlich

Zur unabdingbaren Einrichtung gehört:

Das WC

Die DIN gibt eine Verstellbarkeit der Schüssel in der Höhe und Stützgriffe vor. Diese beidseitigen Stützgriffe erleichtern das Umsteigen von Rollstuhl bzw. Rollator und das Benutzen. Zudem geben sie bei den Handlungen vor oder nach dem Benutzen des WCs sowie bei einem Schwächeanfall oder Sturz die Möglichkeit, Halt zu finden.

Das Waschbecken

Es muss unterfahrbar sein, um einem Rollstuhlfahrer das Benutzen zu ermöglichen. Etwaige Kanten sind zu brechen, so werden Verletzungen bei Stürzen verringert. Der zum Waschbecken gehörende Spiegel ist in der Neigung verstellbar.

Die Dusche

Sie muss ohne Schwelle erreichbar sein. Damit werden Bindungen in der Höhe ausgesprochen, die in die Konstruktion des Gebäudes, bedingt durch den Schall- und Brandschutz, eingreifen. Die Bedingungen abzuklären und zu erfüllen ist Sache des Planers. Er wird auch noch die Möglichkeit eines nachträglichen Einbaus einer Badewanne anstelle der Dusche prüfen. Die Anordnung von WC, Waschbecken sowie Dusche und den damit verbundenen Elementen wie Stützgriffe, Handtuchhalter oder Abtrennungen ist Leistung des Planers. Er wird den nutzerbedingten erhöhten Raumbedarf ebenso berücksichtigen und das Überschneiden von Bewegungsflächen vermeiden. Der Schwerpunkt der alters- und rollstuhlgerechten Nutzung des Bades liegt - wie angedeutet - in einer schwellenlos erreichbaren Dusche. Die Vorteile der Dusche sind, dass das beim Benutzen einer Badewanne unfallträchtige Einsteigen, Hinlegen, Aufrichten und Aussteigen entfällt. Ältere Menschen können dort mühelos hineingehen, ein Hocker ermöglicht das Waschen im Sitzen. Dem Bodenbelag vor und in der Dusche kommt hierbei eine große Bedeutung zu, denn er ist zum Ablaufen des Wassers immer leicht geneigt. Die Flächen vor WC und Waschbecken sind zwar waagrecht, aber die darauf ausgeführten Bewegungen sind ähnlich.

Ein Ganzkörpertrockner hilft mobilitätseingeschränkten Menschen jeden Alters, die tägliche Körperhygiene eigenständig durchführen zu können.

Boden: Hauptsache rutschsicher

Auch an den Bodenbelag stellt die DIN einige Bedingungen und es lassen sich daraus Vorschläge für den ganzen Raum ableiten. Die hauptsächlichen Forderungen werden durch die Nässe veranlasst. Sie kommt unvermeidlich bei den Tätigkeiten durch Spritzen auf den Boden, fast immer vermengt mit Seifenschaum, dessen glitschige Angewohnheit bekannt ist. Gefahrenträchtig deshalb, weil die Tätigkeiten Anforderungen an den Gleichgewichtssinn stellen. Stehende Nässe und Feuchtigkeit kann beim Verlassen des Nassbereichs von bodengleichen Duschen und vor den Waschbecken zum Sturz führen. So hat der Belag bei Feuchtigkeit rutschfest zu sein, und der Nutzer soll sich auch bei geringem Licht leicht orientieren können. Aufgabe des Planers ist, durch die Rauigkeit der Beläge die Gefahr des Ausrutschens zu verringern. Eine Rauigkeit R 10 ist die untere Grenze, im Bereich der bodengleichen Dusche, mit dem geneigten Boden ist R 11 oder höher sinnvoll. Gebräuchliche Bodenbeläge sind Fliesen und Naturstein. Die Vorteile des letzteren sein kurz benannt.

Naturstein belebt

Naturstein weist einige besondere Merkmale auf. Wie alle natürlichen Materialien übt er eine schwer zu beschreibenden Faszination aus. Faszinierend sind nicht nur die Einschlüsse von Fossilien in z.B. Solnhofer Platten und Muschelkalk oder die Quarzadern in Granit, sondern überhaupt, dass sich Maserung und Farbe bei vielen Gesteinssorten annähernd chaotisch zusammenfügen. Gerade diese Unregelmäßigkeit zieht den Blick magisch an und hebt sich wohltuend vom ewig gleichen Muster z.B. einer Fliese oder Tapete ab. Jeder Stein ist ein Unikat. Das Betrachten der Oberfläche gleicht einem Blick durch das Mikroskop: je näher das Auge dem Stein kommt, desto größer der Reichtum an Details. Beim Blick auf den Naturstein kann der interessierte Betrachter eine Reise in frühere Erdzeitalter unternehmen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ungleichmäßigkeit in Farbe und Materialstruktur sowie die planbare Rauigkeit der Oberfläche dem Wunsch des Menschen nach Ästhetik entgegen kommt und ihm ein Gefühl von Behaglichkeit vermittelt. Damit unterscheidet sich Naturstein von Fabrikware, deren Eintönigkeit in Farbe und Oberflächenbeschaffenheit oft durch willkürlich eingefügte Elemente wie Zierfliesen, Bordüren oder Friese aufgelockert wird. Außerdem ist Naturstein sehr haltbar und kann wieder aufbereitet werden. Er entspricht dem Wunsch nach Nachhaltigkeit.

Spiel mit Optik und Haptik

Es erleichtert die Benutzung des Bades, wenn der Weg zur Dusche, der Nassbereich und der Belag vor und neben dem Waschbecken mit verschiedenfarbigen Steinen markiert sind. Hierzu sollte man bedenken, dass bei Dunkelheit und künstlicher Beleuchtung Kontraste anders empfunden werden. Dunkle matte Oberflächen schlucken Licht, helle dagegen reflektieren es. Diese Effekte können ein schnelles Zurechtfinden erschweren. Der Effekt von Belagwechseln durch verschiedenfarbige Steinsorten wird durch unterschiedliche Oberflächenbehandlungen noch verstärkt. So erleichtert die Bodenhaptik die Orientierung, wenn man barfuß geht - ein Vorteil für alte Menschen, deren Augen langsamer auf Lichtwechsel reagieren. Ein Schritt zum Luxus hin ist ein Lichtleitsystem, also das Anbringen von Leuchten im farblich abgesetzten Belag, was nicht nur bei der Orientierung hilft, sondern auch zur indirekten Beleuchtung beiträgt. Licht hat große Auswirkung auf die innere Zufriedenheit. Je indirekter und blendfreier es den Raum erhellt, desto angenehmer wird es empfunden.

Wasser gründlich ableiten

Der Planer wird die Abflüsse im Boden so anordnen und dimensionieren, dass das Spritzwasser schnell abgeleitet wird. Die verbleibende Feuchtigkeit trocknet dann durch die von der DIN empfohlenen verstärkte Raumheizung schnell aus. Die Abläufe im Boden können durch das Anordnen von Leuchten eine zusätzliche Funktion übernehmen. Sie dienen ebenfalls der indirekten Raumbeleuchtung und wirken als Leitsystem. Die Abdeckroste können ansprechend gestaltet sein. Bei der Materialauswahl gilt es wieder auf die Rutschsicherheit zu achten: Glatt polierte Flächen, verbunden mit leichten Höhenunterschieden, wie sie beim Materialwechsel mitunter vorkommen, sind gefahrenträchtig.

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Autorinfo

Herr Günter Kohlbecker

80992 München

Zum Autor

Günter Kohlbecker ist selbstständiger Bauingenieur und Autor von Fachbüchern des Bereichs Bauwesen mit Schwerpunkt Wohnungsbau und Bauen im Bestand. Im November 2011 erschien im Fraunhofer IRB Verlag von ihm das Buch Barrierefreiheit im Bestand.

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