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Selbstredend ist das Ziel, Museen für alle Zielgruppen in gleichem Maße barrierefrei zu gestalten!

Als Rollstuhlfahrer im Museum von Beat Ramseyer

Das barrierefreie Museum Theorie und Praxis einer besseren Zugänglichkeit.
von Patrick S. Föhl, Stefanie Erdrich, Hartmut John, Karin Maaß (Hg.)

Titelbild

Das barrierefreie Museum - dieses Thema gewinnt in der deutschen und europäischen Museumslandschaft zunehmend an Bedeutung. Indem sich Museen vermehrt auf die Bedürfnisse älterer und behinderter Museumsbesucher einstellen, tragen sie in wachsendem Maße ihrem bildungspolitischen und gesellschaftlichen Auftrag Rechnung. Dieses Buch stellt die unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen in Museen vor und präsentiert ausgewählte nationale sowie internationale Beispiele, in denen große wie kleine Museen erfolgreich Wege zur Barrierefreiheit beschritten haben. Das Buch enthält darüber hinaus ausführliche Servicebeiträge, in denen von Informationen über die rechtlichen Rahmenbedingungen, über das Marketing bis hin zur Finanzierung das Thema der barrierefreien Museumsgestaltung mit seinen vielfältigen Facetten praxisnah dargestellt wird.

Selbstredend ist das Ziel, Museen für alle Zielgruppen in gleichem Maße barrierefrei zu gestalten, ein Ideal, dem man sich meist nur schrittweise annähern kann. Zu unterschiedlich sind die individuellen Bedürfnislagen, Erwartungen und Vorstellungen der Adressaten, die sich zum Teil auch gegenseitig blockieren bzw. neutralisieren.

Nicht alle Museumsbereiche können für die Bedürfnisse aller gleichermaßen optimal gestaltet werden. Nach Ansicht der Herausgeber ist es aber durchaus möglich, das Museum zu einem offenen, barrierefreien Kulturort zu entwickeln, der keine Gruppe wesentlich benachteiligt. Wenn hierfür reflektierte Konzepte und entsprechende Maßnahmenpläne vorliegen, sollte dies auch im Rahmen der Kommunikationspolitik offensiv herausgestellt werden.

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Leseprobe

  • Persönliche Anmerkungen Meine Voraussetzungen | Behindertengerechte Einrichtungen sind beziehungsschonend | Behinderte haben unterschiedliche Bedürfnisse | Notwendig oder wünschenswert?
  • Das barrierefreie Museum
    Web Accessibility Initiative-Richtlinien (WAI-AA) | Die offizielle Website der Stadt | Die Website des Museums
  • Der Außenbereich des Museums
    Das Parkfeld im Freien | Das Parkfeld im Parkhaus | Vom Parkfeld zum Eingang | Der rollstuhltaugliche Weg | Die Eingangssituation
  • Im Museum
    Die Bodenbeläge | Die Garderobe | Die Leih-Rollstühle | Die Kasse im Eingangsbereich und im Shop | Der Museumsshop | Die Steckdose | Die behindertengerechte Toilette | Die Aufzüge, Treppenlifte und Rampen | Die Cafeteria | Die Beschriftungen | Die Exponate
  • Das Wichtigste sind die Mitarbeiter
    Das barrierefreie Museum ist Chef-Sache | Die Ebene der Abteilungsleiter | Die weiteren Mitarbeiter

Behinderte haben unterschiedliche Bedürfnisse

Ich schreibe diesen Text aus der Sicht eines Mobilitätsbehinderten. Auf die Anliegen von seh-, hör-, geistig oder mehrfach behinderten, betagten, groß- und kleinwüchsigen Menschen bin ich zuwenig sensibilisiert. Mir sind zwar viele Lösungsansätze für deren Anliegen bekannt, aber es ist eben doch ein eminenter Unterschied, ob ich eine Thematik begreife oder ob ich ständig mit ihr lebe.

Deswegen sei an dieser Stelle auf die entsprechenden Beiträge in diesem Band ("Das barrierefreie Museum") hingewiesen.

Manchmal sind die Bedürfnisse derart unterschiedlich, dass sie sich gegenseitig auszuschließen scheinen: Rollstuhlfahrer möchten alle Absätze und Stufen eliminieren, sie zirkulieren am liebsten auf ebenen Flächen. Blinde und Sehbehinderte hingegen möchten einen Boden mit Struktur, sie benötigen den Gehsteigrand als Führung für ihren Blindenstab, und sie möchten ertasten können, wo der Gehsteig endet und die Strasse beginnt. Also gilt es immer wieder abzuwägen, welcher Gruppe von Behinderten in welchem Zusammenhang mehr Beachtung geschenkt werden soll.

Notwendig oder wünschenswert?

Ich unterscheide nicht zwischen "need to have" und "nice to have": alles, was Behinderten entgegenkommt, sollte realisiert werden. Beschränkungen stellen sich durch Budgetvorgaben oder bauliche Gegebenheiten leider ganz von selbst ein. Immer wieder kommt es vor, dass in einem denkmalgeschützten Gebäude die erforderlichen Anpassungen zum Einbau einer behindertengerechten Einrichtung (z.B. Toilettenanlage nach DIN 18040-1 ) nicht möglich sind. Auch wenn es für die Normanforderungen am nötigen Platz fehlt, eine wohldurchdachte Mini-Lösung wird für die meisten Behinderten trotzdem benutzbar sein. Behinderte sind häufig wahre Meister der Improvisation. Das gleiche gilt, wenn aus Geldmangel die Maximal-Lösung noch aufgeschoben werden muss: Haben Sie den Mut, ein Provisorium einzurichten! Die Behinderten werden es Ihnen danken. Dem Rollstuhlfahrer spielt es keine Rolle, ob die Rampe betoniert ist oder ob sie nur aus Brettern besteht. Und Provisorien haben einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Vorteil: Sie werden Sie jeden Tag daran erinnern, dass noch etwas getan werden muss.

Meist sind Subventionierung oder das Recht, das Logo "behindertengerecht" zu führen, an die Erfüllung von DIN-Normen gebunden. Lassen Sie sich dadurch nicht beirren: auch wenn es Ihnen nicht möglich ist, eine Norm einzuhalten, Behinderte sind für alle Erleichterungen dankbar, denn sie sind gewohnt mit Kompromissen zu leben.

...

Die Beschriftungen

Beschriftungen in Stehhöhe können vom Rollstuhl aus nicht gelesen werden. Ein Kompromiss zwischen Sitz- und Stehhöhe einzugehen, ist auch nicht sinnvoll: die Fußgänger müssten sich bücken und viele Rollstuhlfahrer könnten den Text trotzdem nicht lesen, weil er sich für sie dennoch in zu großer Höhe befindet.

Bei kleiner Schrift und viel Text kommt erschwerend dazu, dass auch unter Rollstuhlfahrern viele bivokale Brillen tragen (Fern- und Nahsicht im gleichen Brillenglas). Die Lesebrille befindet sich im unteren Teil des Brillenglases: ein senkrecht stehender Text auf Kopfhöhe oder gar darüber ist nicht mehr zu entziffern. Was gibt es für Möglichkeiten?

Sämtliche Beschriftungen des Museums werden in einem Heft zusammen getragen und bei der Kasse dem Rollstuhlfahrer ausgehändigt.

  • Nachteile: Die Texte würden ein ganzes Buch füllen. Für den Rollstuhlfahrer wäre dies zu groß und zu schwer. Für das Museum wäre eine Textänderung zu aufwändig, d.h. das Buch wäre schon blad nicht mehr aktuell.
In jedem Raum liegen die Texte über die jeweiligen Exponate aus. Diese Textsammlung besteht aus einzelnen Blättern, die in ein Mäppchen eingeordnet sind.
  • Vorteile: Die Textsammlung ist für das Museum einfach zu aktualisieren und zugleich ist sie handlich für den Rollstuhlfahrer.

Die Anforderungen für sehbehinderte Menschen sind hier ausdrücklich nicht berücksichtig

Hier der vollständige Artikel:

Als Rollstuhlfahrer im Museum (ca. 368 kB)

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Autorinfo

Herr Beat Ramseyer

CH-4055 Basel

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