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Die Musterwohnung spielt eine zentrale und wichtige Rolle beim Immobilienabsatz wie auch bei der Vermietung.

Musterwohnungen schießen wie Pilze aus dem Boden - doch nach welchen Kriterien sollte eine Musterwohnung sich Musterwohnung nennen?

Aus Sicht der Verkäufers oder Vermieters

"Die Musterwohnung spielt eine zentrale und wichtige Rolle beim Immobilienabsatz wie auch bei der Vermietung. Erst bei Besichtigung einer Musterwohnung wird die bildliche Vorstellung des Interessenten konkret und greifbar. Vorher wurde versucht, ein Projekt, dass nur auf dem Papier existierte, zu verkaufen oder zu vermieten.

Deshalb sind in der Regel erst Vertragsabschlüsse zu erzielen, wenn eine Musterwohnung zur Besichtigung eingerichtet wurde. Eine Musterwohnung sollte so gewählt werden, dass sie mit den übrigen Wohnungen vergleichbar ist und Rückschlüsse auf deren Qualität und den daraus resultierenden Kundennutzen gibt."

Wenn man die schönste Wohnung der Anlage wählt, besteht die Gefahr, dass am Ende nur die besten Wohnungen verkauft oder vermietet sind, weil eine hohe Kluft zwischen der ansehnlichen Musterwohnungen und den Standardwohnungen besteht. Der mögliche Käufer oder Mieter könnte den unterschiedlichen Wohnwert zwischen Musterwohnung und Standardwohnung nicht akzeptieren und entscheidet sich womöglich gleich für ein anderes Objekt.

Aus Sicht der Mieters

Da auf Grund des demografischen Wandels, viele Wohnungsunternehmen den Bedarf erkannt haben, so wollen sie Rechnung tragen und aus ihrem Wohnungsbestand Wohnungen zu Musterwohnungen umfunktionieren / umbauen und beispielhafte Lösungen vorstellen, somit für ältere oder behinderte Bewohnern das lebenslange Wohnen in ihren eigenen vier Wänden, weitgehend ermöglichen und gleichzeitig eine Marktlücke schließen.

Doch dabei handelt es sich oft um Leerstand oder schwervermietbare Immobilien noch dazu oft schwer mit öffentlichen Verkehrsmittel erreichbar.

Nicht selten besteht auch die Auffassung, wenn das Gebäude einen Fahrstuhl hat und einigermaßen breite Türen ohne Schwellen, erfüllt die Wohnung die Kriterien.

Doch was bringt der Aufzug, wenn zum Erreichen des Gebäudes einige Differenzstufen es zu überwinden gibt und selbst der schönste Balkon oder Terrasse zu enge Durchgangsbreiten und Schwellen aufweist.

Welche Kriterien sollten bei einer Musterwohnung in Betracht gezogen werden?

Infrastruktur

Die Infrastruktur sollte stimmen, Geschäfte mit Waren des täglichen Bedarfes sollten fußläufig erreichbar sein. Auch Arztpraxen sollten sich im Umfeld befinden. Wenn das nicht der Fall ist, so sollte gesichert sein, dass die Verkehrsanbindung mit Öffentlichen vorhanden ist. Auch eine barrierefreie Grünanlage für kleine Spaziergänge sind von Vorteil, da oft große Wege sich als erschwerend erweisen. Auch die Gehwege sollten ohne großen Anstrengungen und Stolpergefahren zu benutzen sein. Beispielhaft wären auch Fußwege mit taktiler Unterstützung, denn oft werden gerade die sensorischen Barrieren vernachlässigt. Doch mit in Kraft treten der neuen DIN 18040, sollte es zur Pflicht werden.

Gebäude

Bei dem Gebäude in der sich die Musterwohnung befindet, sollte der Hauseingang ohne Differenzstufen sein, wenn dieses baulich nicht möglich ist, dann durch eine Rampe der barrierefreie Zugang erfolgen. Die Beschilderung sollte in gut leserlicher Schrift im Kontrast zum Untergrund stehen. Das trifft auch für das Klingeltableau zu. Eine blendfreie Ausleuchtung mit beleuchteter Hausnummer sollten ebenso zum Standard gehören. Die Eingangstür sollte sich ohne großen Kraftaufwand öffnen lassen. Gibt es aus baulichen Gründen im Gebäude bis zum Aufzug Stufen, so sollte ein Treppenlift den Zugang barrierefrei gestalten.
Die Wohnungstür muss sich mühelos öffnen lassen und ohne Schwellen müssen die Wohnung und alle Räume einschließlich Balkon, erreichbar sein. Steckdosen sollten in allen Räumen mühelos erreichbar sein. Der Flur sollte so gestaltet sein, dass genügend Ablagemöglichkeiten bestehen und auch ein Stuhl Platz findet, wo bei Erschöpfung eine Pause eingelegt werden kann.

Bad

Das Bad sollte außer der oft schon bekannten bodengleichen Dusche, auch Haltegriffe an der Wand aufweisen, da somit oft Unfälle vermieden werden können.
Die Badausstattung in metallic- Elementen - so edel wie sie auch aussieht - ist für ältere Bewohner oder Demenzbewohner sehr hinderlich, da diese oft als kalt und unangenehm empfunden wird, ja sogar angstauslösend wirkt, sollte hier auf Metallausführungen verzichtet werden oder zu mindestens gebürstete Ausführungen zum Einsatz kommen.
Auch eine blendfreie Ausleuchtung ist von großer Wichtigkeit. Sollten Glastüren zum Einsatz kommen, so sind diese kontrastreich zu gestalten, um Unfälle zu vermeiden, denn ein Sehbehinderter erkennt diese Tür nicht.

Wohnung

Die Wohnung selbst ist natürlich gemäß DIN auszustatten, auch sollten hier bei einer Musterwohnung nicht aus Sparzwängen die Möbel gewählt werden, die vom Sitzkomfort her alles andere als bequem sind. Nicht selten, befindet sich in einer Musterwohnung Couch und Sessel, die in ein Jugendzimmer passen, selbst da ist das Aufstehen aus der Sitztiefe schon ein Problem. Sitzmöbel sollten von der Ausführung her so gestaltet sein, dass diese einen sicheren Halt und ein bequemes Aufstehen ermöglichen.
Auch bei der Möbelauswahl ist darauf zu achten, dass die Türen von der Höhe her erreichbar und die Türgriffe gut geformt sind und auch mit geschwollenen Fingern noch zu öffnen gehen.

Farbwahl

Ganz wichtig ist dabei auch die Farbauswahl, oft werden diese Wohnungen so gestaltet, dass man beim ersten Eindruck das Gefühl bekommt, man sei in einer Anwaltskanzlei. Also warme Farben für die Möbel, Wandfarben harmonisch im helleren Farbton, Bodenbelag weder spiegelnd noch groß gemustert wählen und auch nicht schwarz oder grau.
Spiegelnde Flächen lösen Ängste aus zu rutschen und große Muster wirken unruhig, bei Augenerkrankungen kommt es noch dazu zu einer verzerrten Wahrnehmung. Schwarz oder grau wird von Demenzerkrankten mit Gefahr verbunden und ein Betreten wird verweigert. Deshalb sind warme erdige Farben oder Holzdekore vorteilhaft.

Küche

Auch in der Küche ist auf verschiedene Details zu achten, wenn es auch oft von Herstellern so empfohlen wird, so sind Griffe in Metall oder filigrane Griffe eher nicht angebracht, da bei einer Arthrose die Griffe ohne Schmerzen kaum fassbar sind. Auch sollte bei den Möbeln auf Schwarz verzichtet werden.

Schlafzimmer

Im Schlafzimmer ist es erfahrungsgemäß oft so, dass die Einrichtung der eines Jugendzimmers gleicht. Es muss nicht gleich ein Pflegebett drin stehen aber zu mindestens Betten in denen ein sicheres und bequemes Aufstehen ermöglicht wird, und nicht dass der Bettenrahmen breiter ist, als die Auflage und somit unweigerlich zur Verletzungsgefahr der Waden führt.

Balkon und Terrasse

Der Ausblick ins Freie sollte auch im Sitzen gewährt sein und zum Balkon oder Terrasse muss ein schwellenloser Übergang sowie die Türbreite barrierefrei ausgeführt sein.
Auch ein Sonnenschutz sollte angebracht sein, wenn nicht durch natürliche Verschattung dieses gewährleistet ist.
Ein Haltegriff an der Balkontür kann sich oft als sehr nützlich erweisen, falls bei schnellem Aufstehen Gleichgewichtsstörungen auftreten.

Wenn die Musterwohnung baulich barrierefrei ausgeführt und bei der Ausstattung auf einige wichtige Dinge geachtet wird, sowie das Umfeld so ausgewählt wird, dass alle bereits genannten Kriterien erfüllt werden, dann dürfte einer gelungenen Präsentation einer MUSTERWOHNUNG nichts mehr im Wege stehen und diese dann auch für Vermieter und Mieter den gewünschten Zweck erfüllen.

Autorinfo

Architektur und Farbgestaltung

Frau Dipl.-Ing. Monika Holfeld

14199 Berlin

freischaffende Architektin

Architektur: Airportplanung, Industrie- und Gewerbeplanung, Wohnungsbausanierung, Sanierung denkmalgeschützter Gebäude

Farbgestaltung und Farbleitplanung im Innen- und Außenbereich: Wohnungsbau, Gewerbebau, Pflegeeinrichtungen, Seniorenheime, Krankenhäuser; Zusammenarbeit mit der Bauindustrie, Firmenberatung bei Farbkollektionen und neuen Produkten

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