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Wohnen ohne Barrieren

Möglichkeiten der Wohnungsanpassung bei mehrgeschossigen Wohngebäuden

Nur ca. 5% aller Menschen über 65 Jahre leben in Altenheimen, Seniorenheimen oder Pflegeheimen. 95% dagegen wohnen im "normalen Wohnungsbestand". Für fast alle Menschen wird die Wohnung und das nähere Wohnumfeld mit zunehmendem Alter zum zentralen Lebensmittelpunkt.
Wichtig ist, dass dann die Wohnungen für ein Leben mit Mobilitätseinschränkungen gestaltet sind. Das barrierefreie Bauen wird also beim Neubau sowie bei Anpassungsmaßnahmen in der vorhandenen Bausubstanz eine immer größere Rolle spielen. Es ist die Grundvoraussetzung, um die Unabhängigkeit und Selbständigkeit in den eigenen 4 Wänden bis ins hohe Alter zu sichern.

Prüfkriterien zur barrierefreien Gestaltung von öffentlich zugänglichen Gebäuden, Wohngebäuden und den dazugehörigen Außenanlagen

Zugang zum Gebäude

  • Barrierefrei: d.h. ohne Schwellen und Stufen, bei Höhenunterschieden sind Rampen bzw. Aufzüge anzuordnen.
  • Türbreiten: 90cm und mehr
  • Gehwege vor Hauseingängen und Gebäudeeingängen: mind. 150cm breit und 150cm tief
  • PKW-Stellplätze für Behinderte: 350cm breit / Parallelparkplatz, bzw. 750 x 250cm bei Längsparkplatz

Bewegung im Gebäude

In der Norm DIN 18040-2 werden zwei Wohnungstypen und dort innerhalb von Wohnungen unterschiedliche Nutzergruppen berücksichtigt:

  • barrierefrei nutzbaren Wohnungen und
  • barrierefrei und uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbare Wohnungen (R).
  • Barrierefrei heißt: ohne Schwellen und Stufen, mit Aufzügen oder Treppenliften bei mehrgeschossigen Gebäuden
  • Mindestbewegungsfläche: 150 x 150cm (R), 120 x 120cm in barrierefreien Wohnungen
  • Türbreiten: mind. 90cm (R), 80cm in barrierefreien Wohnungen
  • Treppengestaltung: keine gewendelten Treppen, beidseitige Handläufe, kontrastreiche Gestaltung der Treppenstufen. Für Rollstuhlbenutzer sind Treppen nicht barrierefrei.
  • Orientierungshilfen: gut erkennbar, tastbar, akustisch hörbar
  • Bodenbeläge: rutschhemmend, rollengeeignet
  • Bedienelemente: gut lesbar, in Greifhöhe, auch tastbar, nicht scharfkantig
  • Höhe von Bedienelementen: 85cm Standardmaß, 85cm bis 105cm möglich
  • Höhe von Serviceschaltern: 85cm Standardmaß, 85cm bis 105cm möglich

Wohnen ohne Barrieren - Möglichkeiten der Umsetzung

Rampe mit geländer am EingangHebebühne außen am Haus seitlich der TreppeKind mit Puppenwagenbarrierefreie Schwelle, Drainrost

Abbau typischer Barrieren im Rahmen der Sanierung - Strukturelle Wohnungsanpassung

Zukünftig wird es eine zentrale Aufgabe der Wohnungsunternehmen sein, Rahmenbedingungen in ihren mehrgeschossigen Mietswohnungen zu schaffen, die es den Mietern erlauben, bis ins hohe Alter oder bei Behinderung in ihren normalen Wohnungen bleiben zu können.

Voraussetzung dafür sind Umbaumaßnahmen im Bestand sowie die Mobilisierung wohnungsnaher Hilfsangebote. Im Rahmen umfassender Sanierungsmaßnahmen von leergezogenen mehrgeschossigen Wohngebäuden sind u.a. auch Maßnahmen zur Reduzierung der baulichen Barrieren erforderlich. Zu dieser strukturellen Wohnungsanpassung gehören:

Schaffung von barrierefreien Zugängen

Beidseitiger Handlauf im Treppenhaus eines Mehrfamilienhausesbeleuchteter beidseitiger HandlaufStufenvorderkantenprofil in gelb oder schwarzStufenprofile in verschiedenen Farben

Im Rahmen der Umgestaltung der wohnungsnahen Außenanlagen und des Hauseingangsbereiches ist als Ergänzung zu den bereits vorhandenen Stufen und Treppen ein barrierefreier Zugang zum Haus zu schaffen. Diese Forderung könnte z.B. durch Rampen realisiert werden. Da Rampen aber im Verhältnis zur Sockelhöhe des Hauses unter Umständen viel Platz erfordern, ist eine technische Möglichkeit, z.B. die Anordnung eines Plattformaufzuges zu prüfen. Durch den Anbau oder Einbau von Aufzügen könnten auch alle Wohnungen in den oberen Etagen barrierefrei erschlossen werden.

Um mehr Sicherheit für die Mieter im Treppenhaus zu erreichen, sind Handläufe beidseitig anzuordnen. Der 2. Handlauf ist in Landesbauordnungen und DIN Normen vorgeschrieben, er wird vom Deutschen Institut für Treppensicherheit e.V. zur Sturzprophylaxe empfohlen.

Zur deutlichen Erkennung der Trittstufen, sollten diese gut beleuchtet sein sowie kontrastreich (Stufenvorderkantenmarkierung) und rutschhemmend gestaltet werden.

Beseitigung von Schwellen

Ein großes Hindernis bilden für alte und behinderte Menschen Türschwellen in der Wohnung und die oft sehr hohe Schwelle zum Balkon. Zur Schaffung von schwellenfreien Durchgängen in der Wohnung können die Türschwellen ohne technische Probleme entfernt werden.

Der barrierefreie Zugang zum Balkon oder Loggia verringert die Stolpergefahr und ist heute bereits technisch lösbar. Die Realisierung schwellenfreier Übergänge zählt unbestritten zu den kritischsten Detaillösungen an Gebäuden, da die Oberkante der Abdichtung oft unterhalb des Belagniveaus liegt. Davon betroffen sind jegliche Art von Schwellen mit Türanschlag.

Daher ist eine rückstaufreie Entwässerung, die Feuchtigkeit schnell aus diesem kritischen Bereich abführt, unabdingbar. Sie wird erreicht durch leistungsfähige Drainagen in Verbindung mit geeigneten Drainrosten.

In Kombination mit den Magnet-Doppeldichtungen lassen sich zudem absolut barrierefreie schwellenlose Übergänge herstellen. Bei diesen Schwellen ohne Türanschlag besteht die Möglichkeit, die Abdichtung bis Oberkante Bodenbelag anzubringen. Sie eignen sich für Hauseingangstüren, Balkontüren und Terrassentüren aus Holz, Kunststoff oder Metall.

Umgestaltung der Bäder

schickes BadBadezimmer mit EckduscheDuschrinneDuschtasse bodengleich

Für Gehbehinderte und Rollstuhlbenutzer sind im Bad die größten Umbaumaßnahmen erforderlich. Die Bestandsbäder erfüllen in keiner Weise die Anforderungen dieser Bewohner. Die Badtüren mit meistens bis zu 70 cm Breite müssen für Rollstuhlbenutzer erweitert werden und nach außen aufschlagen. Die erforderlichen Bewegungsflächen vor dem WC, dem Waschtisch und der Badewanne reichen nicht aus. Da oft die Badewanne ohne fremde Hilfe nicht mehr benutzt werden kann, wird der Einbau einer Dusche gewünscht, die für Gehbehinderte eine niedrige Einstiegshöhe haben muss.

Für Menschen, die auf einen Duschrollstuhl angewiesen sind, ist der Einbau einer bodengleichen Dusche erforderlich. Die Entwässerung dieser Duschen erfolgt dabei über Fußbodeneinläufe und Abflussrohre. Der nachträgliche Einbau von Fußbodenabläufen ist dabei nicht unproblematisch. Im Erdgeschoss kann die Entwässerung über Abflussrohre in den Keller erfolgen. In den Oberen Geschossen ist auf Grund des oft geringen Fußbodenaufbaus der Einbau auch sehr flacher Einläufe oft nicht möglich.

Schlussfolgerungen

Wohnungsanpassungsmaßnahmen helfen Barrieren in der Wohnung, im Gebäude und im Wohnumfeld abzubauen. Es wird dabei nicht immer gelingen, die Forderungen und Empfehlungen der Normen zum Barrierefreien Bauen (DIN 18040, Teil 1 und DIN 18040, Teil 2) zu erfüllen.
Im Beitrag wurden die wichtigsten baulichen Maßnahmen, die im Rahmen einer umfassenden Sanierung von leergezogenen Wohngebäuden durchgeführt werden sollten, genannt. Wir haben sie als strukturelle Wohnungsanpassung bezeichnet. Darüber hinaus müssen Mieter ihre Wohnung nach ihren Anforderungen umgestalten, also individuelle bauliche Anpassungsmaßnahmen durchführen dürfen. Hierbei benötigen sie Beratung und Begleitung von baulichen Anpassungsmaßnahmen. Auch Alltagshilfen, Hilfsmittel und Pflegehilfsmittel eingeschlossen, können wesentlich den Alltag von älteren und behinderten Menschen erleichtern.

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Autorinfo

Alles barrierefrei bauen

Frau Dipl.-Ing. Helga Baasch

16761 Hennigsdorf OT Stolpe-Süd

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