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Das Zusammenleben der Generationen erfordert flexible, barrierefreie und modulare Bauweisen.

Alternative Wohnkonzepte - Die demografische Herausforderung

In den kommenden Jahrzehnten wird es zu massiven Veränderungen der Alters- und Sozialstruktur kommen, auf die das aktuelle Angebot an Wohnraum nicht optimal ausgerichtet ist. Die Zahl der älteren Menschen wird deutlich steigen. Auch das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt im Zuge steigender Frauenerwerbstätigkeit neue Anforderungen an das Wohnumfeld. Der Wohnungsneubau wird damit vor verschiedene Herausforderung gestellt. In den vergangenen Jahren ist eine Vielzahl an alternativen Wohnprojekten speziell generationenübergreifend oder für ältere Menschen initiiert und getestet worden. Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über vorhandene Konzepte gegeben werden, mit Fokus auf bautechnische Lösungsansätze.

Bobbycar auf einer Türschwelle zwischen Terasse und WohnzimmerEin von der Matratze in Sitzpostion gebrachter Mann dreht sich zur BettlängsseiteBad mit höhenverstellbarem Waschtisch und WC sowie einem Duschhocker2 Möbelpacker tragen ein Sofa

Nach Berechnungen des Kuratoriums Deutsche Altenhilfe wird sich der Bedarf an Pflegeplätze im Vergleich zum heutigen Bestand bis 2020 um 50%, bis 2050 um 100% erhöhen. Nicht berücksichtigt ist hier der riesige Bedarf an "vorpflegerischen" Hilfeleistungen, die es älteren Menschen ermöglichen, trotz beginnender Einschränkungen in ihrem vertrauten Wohnumfeld zu verbleiben. So benötigen viele Senioren Unterstützung beim Einkaufen, bei Arzt- und Behördengängen oder Haushaltstätigkeiten. Die Unterstützung und Betreuung durch Familienangehörige wird aufgrund sich verändernder Familienstrukturen in der Zukunft zusätzlich erschwert. Aufgrund wachsender Kinderlosigkeit, steigender Erwerbsbeteiligung von Frauen und zunehmenden Mobilitätsanforderungen an Berufstätige bzw. deren Familien werden in Zukunft voraussichtlich weniger alte Menschen Familienangehörige im direkten räumlichen Umfeld haben, die ihnen Hilfestellung geben können.

Altengerechte Infrastruktureinrichtungen

Das nähere Wohnumfeld sollte demnach ein breites Angebot an altengerechten Infrastruktureinrichtungen, z.B. Ärzten, Apotheken, Einkaufsmöglichkeiten etc. bieten, das fußläufig erreicht werden kann. Die konsequente Umsetzung von Barrierefreiheit auch im Wohnumfeld sowie sichere und gut erreichbare Angebote des Öffentlichen Personennahverkehrs sind für Senioren ein wichtiger Punkt. Für viele ältere Menschen wird Einsamkeit ein großes Problem, wenn der Lebenspartner stirbt und nachbarschaftliche Kontakte wegbrechen. Daher sind Freizeitangebote, die älteren Menschen soziale Kontakte bieten, gewünscht. Auch das Entstehen informeller privater Hilfenetzwerke würde vielen Alten das Leben erleichtern und ihnen sinnvolle Betätigungen bieten (z.B. stundenweise Kinderbetreuung).

"House-Sharing" - Wohnen für Hilfe

Vor allem in Universitätsstädten bietet sich das Konzept des "House-Sharing" an. Zu groß gewordene Wohnungen und Eigenheime werden von älteren Menschen kostenfrei oder gegen eine geringe Miete z.B. mit Studenten geteilt. Im Gegenzug leisten die "Mitbewohner" eine gewisse Anzahl von Stunden an Hilfsdienstleistungen (z.B. Einkaufen, Kochen, Putzen, Vorlesen...).

Unter dem Gesichtspunkt des intergenerationellen Wohnens und der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie wäre auch eine gegenseitige Hilfeleistung von jungen Familien oder Alleinerziehenden und dem/der Besitzer/in der Wohnung denkbar: der/die Senior/in könnte die Kinder stundenweise betreuen und erhält dafür mehr Hilfestellungen.

Wohngruppenorientierte Betreuungskonzepte - "Alten-WGs" und gemeinschaftliche Wohnprojekte

Das Modell des Zusammenlebens in einer Wohngruppe ist prinzipiell für stärker und weniger stark pflegebedürftige Personen geeignet. Der Idee der Pflegewohngruppen oder "begleiteten Wohngruppen" nach wohnen 6 bis 12 Personen mit jeweils einem eigenen Schlaf- und Wohnraum als Rückzugsbereich und gemeinsam genutzten Wohn- und Gemeinschaftsräumen, Küche und Bad in einem Haus oder einer großen Wohnung zusammen. Bei Bedarf werden sie von einer täglich Vollzeit anwesenden Hilfs- und Pflegekraft bei der Erledigung der Alltagsaufgaben unterstützt. Durch die Teilung wird die Betreuung deutlich kostengünstiger. Im Gegensatz zu einem Alten- oder Pflegeheim können die Bewohner ihre Privatsphäre zu einem Großteil erhalten, es besteht keine Verpflichtung - wohl aber die Möglichkeit - zu gemeinsamen Aktivitäten. Da die alten Personen nur auf Wunsch Hilfestellungen bekommen, können sie ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich erhalten und trainieren. Zudem wird der Einsamkeit im Alter vorgebeugt.

Auch für nicht- oder kaum pflegebedürftige Personen ist dieses Modell denkbar: die Bewohner unterstützen sich - soweit es möglich ist - gegenseitig, Hilfsdienstleistungen werden nur bei darüber hinausgehendem Bedarf über einen freien Dienstleister "hinzugebucht".

Das Konzept wird auch generationenübergreifend umgesetzt.

Altengerechte Wohnungen im Bestand / Wohnraumanpassung / Wohnungsumbau

In ein normales gemischtes Wohnumfeld werden Wohnungen und Einfamilienhäuser mit besonderer technischer und baulicher Ausstattung platziert, die teileingeschränkten Menschen ein Leben im gewohnten Umfeld ermöglichen. Besonders wichtig ist hier das Kriterium der "Barrierefreiheit" nach DIN 18040-2, die im Wesentlichen Empfehlungen zu notwendigen Bewegungsflächen, zur Vermeidung von Stufen und Schwellen, zu nötigen Türbreiten und Höhen von Bedienungselementen enthält.

Auf individueller Ebene werden mit "Wohnraumanpassung" Maßnahmen bezeichnet, die die Wohnungen älterer Menschen gezielt an ihre Bedürfnisse anpassen. So kann häufig das selbstständige Leben in der eigenen Wohnung noch über Jahre ermöglicht und der Umzug in ein Heim vermieden werden.

Zu Maßnahmen der Wohnraumanpassung zählt die Befestigung von zusätzlichen Handgriffen, z.B. im Bad, das Beseitigen von Stolpergefahren, die Einrichtung einer bodengleichen Dusche, Verbreiterungen von Türen oder besondere Möblierung. Je nach Bedarf können diese Aus- und Umbaumaßnahmen aber sehr hohe Kosten verursachen (z.B. Einbau eines Treppenlifts), so dass ein Umzug kostengünstiger erscheint.

Intelligente Wohnformen für Komfort und Sicherheit

Eine umfangreiche technische Ausstattung und interne Vernetzung der Haustechnik ermöglicht eine Abstimmung und Programmierung der im Haus vorhandenen technischen Einrichtungen aufeinander.

Auf diese Weise kann älteren Menschen eine Vielzahl an Unannehmlichkeiten im Haushalt abgenommen werden. Aktuell diskutierte bzw. bereits umgesetzte Ideen reichen von simplen Einbauten wie elektrisch betriebenen Rollläden oder einem Hausnotruf bis hin zu einem "Gesundheitsassistenten", einem "flexiblen, stummen Diener" oder dem "selbstauffüllenden Kühlschrank".

Es sind verschiedene "Pakete" von Anwendungen denkbar. So könnte ein "Sicherheitspaket" beispielsweise eine Zentralverriegelung, eine Anwesenheitssimulation mit Rolladen- und Garagensteuerung, eine Web-Cam zur Hauskontrolle und vieles mehr enthalten. Auch gesundheitsbezogene Technologien wie die "Telemedizin" können die individuelle Sicherheit erhöhen und den Alltag erleichtern.

"Netzwerkhäuser" - Ein Leben lang

"Netzwerkhäuser" sind barrierefrei und von ihrem Grundriss her mittels mobiler Wände etc. flexibel gestaltete Häuser. Sie kommen dem Wunsch im Alter nicht umziehen zu müssen besonders entgegen. Durch Änderungen des Grundrisses und technische Anpassungen sind schnelle Umnutzungen möglich. Entsprechend könnte man sein ganzes Leben ausgehend vom Paar über die vielköpfige Familie mit Kindern bis hin zum älteren allein stehenden Menschen mit speziellen Bedürfnissen in einem Haus verbringen. Selbst bei wachsender Immobilität besteht meist kein Bedarf an Umzügen.

Bessere Wohnbedingungen für Familien schaffen

In einer alternden und schrumpfenden Bevölkerung sollte jedoch nicht nur auf die Bedürfnisse der Älteren geachtet werden. Junge Familien werden für die Kommunen zu begehrten Einwohnern. Vor diesem Hintergrund und dem Gesichtspunkt der Zentren stärkenden Siedlungsplanung sollte es Ziel einer zukunftsgerichteten Kommunalplanung in dichter besiedelten Gebieten sein, die Abwanderung von Familien in das nahe Umland zu verhindern und gute Bedingungen für das Wohnen mit Kindern zu schaffen. Entsprechend sollten sich die Städte die Frage stellen, aus welchen Gründen die jungen Familien ins Umland ziehen und wie sich diese oder bessere Lebensbedingungen auch in den Zentren herstellen lassen.

Aus der Sicht dünner besiedelter Regionen ist der Erhalt bzw. die sinnvolle Neuorganisation der Infrastrukturversorgung besonders wichtig. Ist für die Kinder kein wohnortnahes Angebot an Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten (mehr) vorhanden, verliert der Standort für Familien an Attraktivität.

Familienwohnungen - Flexible, kommunikativ, sicher

Nach Prof. Gisela Mattern, FH Holzminden, entspricht die "Standardwohnung" mit kleinen Kinderzimmern und festgelegter funktionaler Zuweisung nicht mehr den heutigen Bedürfnissen.

Gewünscht seien vielmehr flexible, funktional eingeteilte Grundrisse, die sich den wechselnden Anforderungen, die durch das Heranwachsen der Kinder oder Erweiterung der Familie entstehen, anpassen lassen. "Offenes Wohnen", also beispielsweise ein offener Übergang zwischen Küche und Wohn- oder Kinderzimmer könne die parallele Organisation von Kinderbetreuung und Hausarbeit erleichtern. Vielfach würden auch Gemeinschafts- und Kommunikationsräume im Haus oder Block gewünscht, in denen Zusammenkünfte und gemeinsame oder abwechselnde Kinderbetreuung stattfinden können.

Auf dem Wohnungsmarkt sollten generell mehr preiswerte und verschiedene Wohnungsgrößen und -typen für verschiedene familiäre Lebensformen existieren, die auch flexible Mehrfach- und Umnutzungsmöglichkeiten erlauben.

Hinsichtlich des Wohnumfelds sei die Sicherheit, insbesondere im Hinblick auf die Verkehrsbelastung, für Familien von großer Bedeutung. Verkehrsberuhigte Zonen seien besonders attraktiv, da Kinder hier auch unbeaufsichtigt und außerhalb von Spielplätzen spielen könnten. Darüber hinaus würden Spiel- und Sportplätze sowie Erholungsräume im direkten Umfeld der Wohnung gewünscht, die idealerweise in die Wohnanlage integriert sein sollten. Darüber hinaus sollte ein attraktives Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche bestehen.

Eine hinreichende wohnungsnahe Versorgung mit Dienstleistungen und sozialer Infrastruktur (Kindergarten, Hort, Schule etc.), zu der auch sichere und nahe Zugänge zu Haltestellen des ÖPNV gehörten, sei ebenfalls essentiell.

Der Aspekt der Betreuungsmöglichkeiten für Kinder außerhalb der gängigen Öffnungszeiten von Kindergärten sei für die Attraktivität eines Wohngebiets unter dem Gesichtspunkt der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein entscheidendes Argument. Neben Öffnungszeiten über 17.00 Uhr hinaus und Wochenendangeboten sei auch die Einrichtung von kleinen Kindertagesstätten bzw. Kindergärten für alle Kinder eines bestimmten Wohnblocks denkbar. Auf diese Weise ließe sich das Zusammenleben der Kinder und Familien der räumlichen Nachbarschaft intensivieren und womöglich die private gegenseitige Betreuung der Kinder informell aufbauen.


Alternative Wohnkonzepte
wohnbegleitende Dienstleistungen baulich-technische Ausstattung der Wohnung
keine barrierefrei Heimanlage
keine Normalwohnung
"House-Sharing"
generationen-
übergreifendes Wohnen
reine Altenwohnung
Wohnrauman-
passung
Haushalt-
technisierung
ambulant mobile Dienste in ein Wohngebiet "eingestreute Wohnung"
"Alten-WG"I
Netzwerkhäuser
vermittelt oder
integriert
Intranet/ organisierter Hausmeister- und Servicedienst Organisiertes Service-Wohnen
"Alten-WG"II
Altendorf
heimverbunden mit einem Heim verbundene Altenwohnung Alten- oder Pflegeheim
Seniorenresi-
denzen/ Stift

Leben und Wohnen im Alter: architektonische und stadtsoziologische Grundlagen


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Zusatzinfo

Deutschland 2050:
Jeder Dritte ein Senior

(Angaben in Prozent)
Deutschland 2050
[Quelle:ZIRP]

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