Umfrage zur barrierefreien Türschwelle - Umfrageergebnisse
Ziel ist zu erkunden, wie der Zugang zum Gebäude, Hauseingang, Türdurchgang für uns alle mit motorischen Einschränkungen und insbesonders diejenigen, die Mobilitätshilfen und Rollstühle benutzen barrierefrei überrollt werden kann.
Die Rückmeldungen sollen Architekten und Planern eine Erkenntnis für konkrete Planungen geben. Bauherren soll die Wichtigkeit der Einhaltung der Mindeststandards der DIN-Norm verdeutlicht werden. Vertreter aus Politik und Verbänden erhalten belegbare Zahlen als Argumentationshilfe.
Bis Juli 2019 haben fast 1.000 Teilnehmer unsere Umfrage zur barrierefreien Schwelle aufgesucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Innentürschwelle mit Abrundung am schlechtesten abschneidet. Rollatornutzer haben die größten Probleme mit Schwellen.
Aktuelle Umfrageergebnisse
Teilnehmer
23.05.2019 - 02.10.2024 66.488 390 (0.6%) männlich: 188 / weiblich: 192 ∅ 51.7 JahreFahrzeug/Hilfsmittel
Mehrfachnennung möglich
27570.5% 6215.9% 11429.2% 6316.2% 338.5% 256.4%Schwellenausbildung
Es werden verschiedene Arten der Schwellenausbildung - zur Auswahl gestellt. Dabei wird die Frage gestellt, welches Überfahren der Rollstuhlbenutzer, Rollatornutzer oder auch Eltern mit Buggy beherrschen, was als unproblematisch barrierefrei ist.
Schwelle mit 2cm Kante / Hauseingang
Ich kann Schwellen bis 2cm ... überfahren.
127 (33.9%)
167 (44.5%)
81 (21.6%)
Stand: 01.07.2022 | Rollstuhlnutzer | Begleitperson | E-Rollstuhl | Rollatornutzer | Gehstock | Buggy |
---|---|---|---|---|---|---|
gut | 73 (32.9%) | 11 (22.0%) | 23 (26.1%) | 7 (14.0%) | 7 (25.9%) | 4 (21.1%) |
schwierig | 93 (41.9%) | 25 (50.0%) | 41 (46.6%) | 28 (56.0%) | 16 (59.3%) | 12 (63.2%) |
nicht ohne Hilfe | 56 (25.2%) | 14 (28.0%) | 24 (27.3%) | 15 (30.0%) | 4 (14.8%) | 3 (15.8%) |
Innentürschwelle/Balkonschwelle
Ich kann Innentürschwellen/Balkonschwellen ... überfahren.
157 (42.0%)
161 (43.0%)
56 (15.0%)
Stand: 01.07.2022 | Rollstuhlnutzer | Begleitperson | E-Rollstuhl | Rollatornutzer | Gehstock | Buggy |
---|---|---|---|---|---|---|
gut | 84 (38.0%) | 14 (28.6%) | 28 (31.1%) | 11 (22.0%) | 9 (33.3%) | 7 (36.8%) |
schwierig | 96 (43.4%) | 25 (51.0%) | 37 (41.1%) | 25 (50.0%) | 13 (48.1%) | 10 (52.6%) |
nicht ohne Hilfe | 41 (18.6%) | 10 (20.4%) | 25 (27.8%) | 14 (28.0%) | 5 (18.5%) | 2 (10.5%) |
Schwelle mit Abschrägung E DIN 17210
Ich kann Schwellen mit Abschrägung ... überfahren.
256 (69.0%)
100 (27.0%)
15 (4.0%)
Stand: 01.07.2022 | Rollstuhlnutzer | Begleitperson | E-Rollstuhl | Rollatornutzer | Gehstock | Buggy |
---|---|---|---|---|---|---|
gut | 141 (64.7%) | 34 (68.0%) | 54 (61.4%) | 26 (52.0%) | 17 (63.0%) | 13 (68.4%) |
schwierig | 69 (31.7%) | 14 (28.0%) | 31 (35.2%) | 21 (42.0%) | 9 (33.3%) | 5 (26.3%) |
nicht ohne Hilfe | 8 (3.7%) | 2 (4.0%) | 3 (3.4%) | 3 (6.0%) | 1 (3.7%) | 1 (5.3%) |
Nullschwelle / schwellenloser Durchgang
Ich kann Nullschwellen ... überfahren :)
369 (97.9%)
1 (0.3%)
7 (1.9%)
Stand: 01.07.2022 | Rollstuhlnutzer | Begleitperson | E-Rollstuhl | Rollatornutzer | Gehstock | Buggy |
---|---|---|---|---|---|---|
gut | 221 (99.5%) | 50 (98.0%) | 88 (98.9%) | 48 (96.0%) | 26 (96.3%) | 18 (94.7%) |
schwierig | (0.0%) | (0.0%) | (0.0%) | (0.0%) | (0.0%) | (0.0%) |
nicht ohne Hilfe | 1 (0.5%) | 1 (2.0%) | 1 (1.1%) | 2 (4.0%) | 1 (3.7%) | 1 (5.3%) |
Meinungen der Teilnehmer
Die Meinumgen verdeutlichen das "Warum" Schwellen, auch noch so kleine, ein Problem sind. Die größten Probleme haben Rollatornutzer. Die schwierigste Hürde ist die Schwelle mit Abrundung, wegen des Ausschlagens der Räder.
Rollstuhl
Es ist einfach eine Unverschämtheit, wenn nicht sogar Schikane und Diskriminierung, dass heutzutage modernste neu erbaute Wohnungen keinen schwellenlosen Zugang zum Freisitz ermöglichen. Bei Wohnungsbesichtigungen sind die Schwellen so hoch, dass nicht mal ein agiler Rollstuhlfahrer diese bewältigen könnte. Das ironische an dieser Sache ist, dass selbst 20 cm hohe Abstände zum Freisitz als barrierefrei deklariert werden. Warum werden solche Bauarbeiten geduldet und genehmigt?
Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass alle Wohnungen schwellenlos erreichbar sind bzw. innerhalb der Wohnung die Möglichkeit von schwellenlosen Durchgängen verwirklicht wird sowie auch der Zugang zum Freisitz, wenn vorhanden, durch Nullschwellen möglich sein muss. Dies sollte nicht nur im Rahmen der Barrierefreiheit, sondern vielmehr als Grundsatz, der allen Menschen Komfort bietet, gelten. Schließlich kann es passieren, dass jeder mal in seiner Mobilität eingeschränkt sein kann.
- Es ist eine totaler Fehler runde Bordsteine zu konstruieren. Ein Rollstuhlfahrer bleibt mit dem Rad vor der Rundung hängen oder das Rad stellt sich quer beim Gegen fahren. Flache kleine Kanten gehen besser als runde. Es wäre sehr schön wenn Ausfahrten und an Straßenecken keine Schwellen wären. Was ganz ganz schlimm ist, sind Kopfsteinpflaster auf Wegen oder auf Einfahrten. Ich bin schon so oft aus dem Rollstuhl gefallen oder gegen einen Stein geeckt. Ach wäre eine Spazierfahrt schön auf ordentlichen Wegen. Fahrradfahrer bekommen Luxusfahrstreifen und Rollstuhlfahrer haben am Straßenrand immer das nachsehen.
- Nullschwellen sind meiner Meinung nach aktueller Stand der Technik und nur in ganz besonderen Ausnahmefällen sollte eine Schwelle mit maximal 2cm zugelassen werden. Jede minimale Schwelle kann für Rollstuhlfahrer zu einem Problem werden und ist im Alltag dadurch unkomfortabel (Transport von Getränken auf einem Tablett über eine 2cm-Schwelle !!??).
- Für Menschen mit Gehbehinderung oder Rollator bedeuten auch minimale Schwellen eine erhebliche Sturzgefahr was ich im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit im klinischen Sozialdienst immer wieder feststellen muss.
- Schwellen mit zu steilen Rampen zum "Ausgleich" sind fast noch schlechter zu überfahren als senkrechte Kanten, da man zusätzlich zur Höhe auch noch eine gewisse "Entfernung" überbrücken muss. Bei Kanten darf der Reifen nicht zu wenig Luftdruck haben, sonst "beißt" sich der Reifen an der Schwelle fest. Balkon- und Terrassentüren mit schwellenlosen Magnetdichtprofilen sind toll!
- Mir ist klar, dass schwellenlose Außentüren immer problematisch in der Abdichtung sind. Von daher würde ich hier die Ausführung mit einer flachen Schwelle akzeptieren. Schwierig wird es für mich z.B. aber bei einer 2 cm Schwelle und Türschließer, weil ich hier (evtl. viel) Kraft aufwenden muss um die Tür zu öffnen und gleichzeitig den Rollstuhl ankippen muss. D.h. bei mit Türschließern ausgerüsteten Türen sollte die Nullschwelle Vorschrift sein.
- Wenn man den Rollstuhl selbstständig kippen kann, sind 2cm kein Problem ABER Türschwellen sind mit Türrem verbinden, das heißt man muss mit einer Hand die Türe offenen können und dann gleichzeitig die Türe offen galten UND den Rollstuhl kippen...und man braucht aber die Hände für den Rollstuhl. Wenn dann auch noch Einkäufe mit im Spiel sind, wird dies zur unlösbaren Aufgabe...daher: NULLSCHWELLE
- Eine besonder Schwierigkeit stellen auch kleine Schwellen da, wenn diese sich direkt vor oder in schwer zu öffnenden Türen befinden, die außerdem noch mit einem Türschließer versehen sind.
Begleitperson
- Gerade die kleinen Schwellen und Schrägen sind schwieriger zu überwinden. Oft stellen sich die Vorderräder quer bzw. gibt es einen zu kleinen Wendekreis um mit etwas "Schwung" darüber zu kommen.
- Nullschwelle ist das einzig Wahre wenn es um selbstbestimmtes Leben von Rollstuhlnutzern geht. Dass 2 cm Schwellen immer noch als akzeptabel gelten, ist Schwachsinn. Haben Sie es schon mal selbst probiert, diese Hinternisse mit dem Rollstuhl zu meistern? Ich schon und habe es nicht geschafft. Der Großteil der Rollstuhlnutzer (und Tetraplegiker schon gar nicht) haben nicht die Kraft dazu. Ausgenommen sind junge, sportliche RollstuhlfahrerInnen, aber die sind nicht maßgeblich, obwohl sie in den Medien gerne gezeigt werden.
- Beim Befahren von schwellenlosen Durchgängen gibt es keine Erschütterung (Bandscheiben), das Transportieren von Essen und Getränken ist problemlos. Außerdem hilft es Personen die die Fußspitzen nicht mehr heben können (Stolpergefahr).
E-Rollstuhl
- Schwellen, auch noch so kleine, sind für einen Rollstuhl immer ein Hindernise. Je nach der Bauart des E-Rollstuhles kann es z.B. zum Ausschlagen der Steuerräter kommen.
- Echte Barrierefreiheit ist NUR bei schwellenlosen Zugängen gegeben!!! Rollstühle samt elektrischem E-fix Zusatzantrieb (ca 40 kg), die mit einer Falthilfe ausgestattet sind (für die selbständige Verladung ins Auto mittels Ladeboy) bleiben auch an 2 cm hohen Schwellen/Türanschlägen (Brandschutztüren u.a.) hängen!
- Es ist für mich einfacher eine Schwellenlose Tür zu benutzen als eine mit 2 cm Kannte. Weil jede Kannte die man überfährt durch die Wirbelsäule geht und auf dauer mit schmerzen zu tun hat (meine Wirbelsäule war mal gebrochen).
- 2 cm ist nur ein Problem, wenn man was auf dem Schoß liegen hat und es festhalten muss. Bin Paraplegiker. Für Leute mit eingeschränkten Armfunktionen sind 2 cm ein großes Problem!
Rollator
- Da ich einen Rollator benötige, d. h., nicht mehr frei gehen oder stehen kann, kann ich nichts mehr in einer Hand tragen. Wenn ich daher etwas auf der Sitzfläche des Rollators innerhalb der Wohnung transportiere, ist das nur OHNE jeglichen Absatz zwischen den Räumen möglich. Ich bin allei, habe also keinerlei Hilfe.
- Als Rollatorläufer habe ich Probleme mit jeder Kante ab 3mm brauche fremde Hilfe oder muß der Rollator schräg hochwuchten. Am schlimmsten sind die kleinen Metallschienen, bin schon mehrfach dabei gestürzt, da ich die Gegenkraft des Rollators nicht abfedern kann. Metallschienen dürften für mich max. 1mm ohne Riffelung haben. Bei Abschrägungen bezwinge ich nicht mehr als 1/2 Schritt. Im Schieberolli muß ich ohnehin gefahren werden.
Weitere Informationen zur Überrollbarkeit von Schwellen finden Architekten und Handwerker in der ift-Fachinformation BA-02/1 "Einsatzempfehlungen zur Umsetzung der Barrierefreiheit mit Fenstern und Türen im Wohnungsbau" beim ift Rosenheim .
"In Deutschland ist die Schwellenhöhe alleiniges Kriterium für eine barrierefreie Passierbarkeit, dabei ist die Überrollbarkeit gerade für Nutzer von Rollstühlen und Rollatoren wesentlicher. Um Schwellen hinsichtlich ihrer Überrollbarkeit objektiv beurteilen zu können, wurden umfangreiche Versuche durchgeführt. Es wurde ein Bewertungsverfahren entwickelt und diese hieraus erzielten objektiven Ergebnisse mit Probandenversuchen verglichen. Rollstuhlfahrer bewerteten dabei die Überrollbarkeit tendenziell positiver als Rollatornutzer."