AAL und Smart Home - alltagstauglich?
Die meisten älteren Menschen möchten solange wie möglich in ihrem Zuhause bleiben. Mittels AAL, Alltagsgerechten Assistenzlösungen für ein selbstbestimtes Leben, soll ihnen und ihren pflegenden Angehörigen dies ermöglicht werden.
Das smarte Zuhause für unabhängiges Leben
Die fortschreitende Digitalisierung revolutioniert nicht nur die Kommunikation sondern auch das eigene Heim. SmartHome-Technologien übernehmen die Steuerung von Heizungsanlagen, Rollläden und Hausgeräten, überwachen Haus und Grundstück, putzen die Böden und bestellen Nachschub, wenn sich der Kühlschrank leert oder das Waschmittel ausgeht.
Speziell SeniorInnen und Menschen jeden Alters mit Mobilitätseinschränkungen, Seh- oder Höreinschränkungen sowie kognitiven Einschränkungen kann das computergesteuerte SmartHome zu Erleichterungen und mehr Unabhängigkeit sowohl in den häuslichen vier Wänden als auch unterwegs verhelfen.
Dieses Potenzial hat auch die Politik erkannt. "Die Digitalisierung eröffnet neue Teilhabechancen insbesondere für sinnesbehinderte und mobilitätseingeschränkte Menschen. Hier wollen wir einen Schwerpunkt im Nationalen Aktionsplan setzen." heißt es im Koalitionsvertrag vom 07. Februar 2018 im Abschnitt 5 Barrierefreiheit. Wichtig ist das nicht zuletzt in Anbetracht des fortschreitenden demografischen Wandels. Der Anteil Älterer an der Gesamtbevölkerung steigt mit der Lebensdauer, und die meisten Menschen wünschen sich ein selbständiges Leben zuhause bis ins hohe Alter. Zugleich sollen die Belastungen für Pflegekräfte und Angehörige aber sinken.
Alltagstaugliche und altersgerechte Assistenzlösungen
Die HighTech-Geräte, die das selbstbestimmte Leben von Älteren und Menschen mit Behinderungen im Smart Home aber auch unterwegs unterstützen, werden unter dem Begriff Ambient Assisted Living oder Alltagstaugliche bzw. Altersgerechte Assistenzlösungen (AAL) zusammengefasst.
Die Bandbreite an angeboteten AAL-Produkte ist in den letzten Jahren explodiert und reicht von einfachen elektronischen Hilfsmitteln wie Armbändern mit Vitalmessgeräten und Bewegungsmeldern zu komplexen Sensoren und Schaltungen, die den Tagesablauf von Demenzkranken analysieren und im Ernstfall eingreifen können.
Zuschüsse für smarte Technik Zuhause
Mehr Sicherheit und höherer Komfort im Zuhause: Wer hier nachrüsten möchte, dem bietet die KfW einen Förderkredit an, der Umbau- und Sanierungsmaßnahmen mit bis zu 50.000 Euro unterstützt. Altersgerecht Umbauen Kredit 159
Digitale Pflegeanwendungen
Seit 2022 unterstützt die Pflegekasse Menschen mit Pflegegrad mit monatl. 50 EUR bei Inanspruchnahme digitaler Pflegeanwendungen (Apps) DIPA nach §40a, §40b und §39a SGB XI.
Apps können Pflegebedürftige zum Beispiel bei diversen Übungen unterstützen. So erweisen sich personalisierte Gedächtnisspiele für Demenzkranke als hilfreich. Andere Pflege-Apps übernehmen eine Kontrollfunktion. Sie dokumentieren unter anderem die Einnahme von Medikamenten. Die jeweilige App muss im digitalen Pflegehilfsmittelverzeichnis gelistet sein. Pflegende Angehörige und Pflegekräfte vermeiden mit diesem Hilfsmittel eine doppelte oder ausbleibende Einnahme.
Eine Auswahl an Alltagsgerechten Assistenzlösungen stellen wir vor:
Notrufsysteme | Umfeldkontrolle | Hörverstärker und Signalanlagen | Aufstehhilfen und Tragehilfen | Sturzerkennung | WeglaufschutzNotrufsysteme
Digitale Sicherheitssysteme können den Aufenthalt älterer und/oder hilfsbedürftiger Menschen im eigenen Heim aber auch den täglichen Spazier- und Einkaufsgang sicherer machen. Einen Notrufdienst in Anspruch zu nehmen, empfiehlt sich insbesondere bei allein lebenden, hilfsbedürftigen Menschen mit Einschränkungen der Mobilität oder der kognitiven Fähigkeiten, bei Sturzgefahr oder langanhaltenden Erkrankungen.
Hausnotrufsysteme
Ein Hausnotrufsystem ist ein elektronisches Meldesystem, das mit einer Notrufzentrale verbunden ist. Für ihren laufenden Betrieb schließt man mit dieser einen Vertrag ab, der in der Regel mit Monatsfrist kündbar ist.
Im Notfall kann der/die Betroffene per Knopfdruck Hilfe herbeirufen. Das Hilfesignal geht entweder an ausgewählte Personen wie Familienmitglieder oder an die Notrufzentrale, die dann professionelle Hilfe schickt. Einige Geräte verfügen über Sensoren und melden selbsttätig einen Sturz.
Notrufzentralen stehen bereits in mehreren hundert deutschen Städten zur Verfügung; unterhalten werden sie vom Deutschen Roten Kreuz, der Johanniter-Unfallhilfe und zahlreichen weiteren Anbietern.
Notrufsysteme für unterwegs
Mobile Notrufsysteme rufen ebenfalls Hilfe per Knopfdruck. Die kleinen Geräte arbeiten mit GPS-Suchsystem und GSM/GPRS-Mobilnetz mit hoher Sende- und Empfangssicherheit. Sie werden um den Hals gehängt, am Armband oder in der Manteltasche getragen. Im Notfall, zum Beispiel im Fall eines Sturzes, ist es nicht nötig, erst jemanden anzurufen. Der mobile Notruf sendet auf einen einzigen Knopfdruck hin über die Mobilfunknetze eine SMS an eine oder mehrere Hilfspersonen. Das Ortungssystem zeigt auf dem Mobiltelefon der Kontaktperson die Geodaten der Unglücksstelle an, so dass umgehend Hilfe herbei eilen kann, auch wenn die verunglückte Person nicht in der Lage ist zu sprechen.
Hybrider Notruf für Zuhause und unterwegs
Hybride Notrufsysteme sind sowohl für den ortsgebundenen als auch den mobilen Einsatz geeignet, denn sie vereinen die Funktionen des klassischen Hausnotrufes mit den Vorteilen und der Leistung eines mobilen Notrufsystems. Integriertes Mikrofon und Freisprechfunktion machen die Notrufgeräte zu verlässlichen Begleitern insbesondere für ältere Personen, Familien mit Kindern und chronisch erkrankte Menschen sowie für den Einsatz in der Pflege.
Neben der hohen Reichweite für den ortsgebundenen Betrieb erlaubt das Gerät die Abgrenzung festgelegter Bewegunsgbereiche. Verlässt die Pflegeperson den Bereich, wird ein Notruf ausgelöst. Die Rufannahme und Herstellung einer Sprechverbindung erfolgt ebenfalls automatisch. Auch wenn eine der Kontaktpersonen das Gerät anruft, nimmt dieses automatisch ab.
Notrufsysteme
Umfeldkontrolle, Umfeldsteuerung, Hauszentrale
Eine Umfeldkontrolle erfasst Einbruch, Wassereinbruch und Feuer per Sensoren. Systemkomponenten wie Präsenzmelder erfassen Bewegungen, Rauchmelder melden Brände, Wassersensoren melden Anomalitäten. Darüber hinaus können solche Systeme Anwesenheit simulieren und im Notfall automatisch reagieren. Bei einem Einbruch schalten sie z.B. Licht und Sirenen ein und/oder ziehen Jalousien hoch.
Solche Funktionen verhelfen Menschen mit nachlassenden Kräften und wachsendem Sicherheitsbedürfnissen, mit eingeschränkter Mobilität, Seh-, Hör- oder kognitiver Fähigkeiten zur Unabhängigkeit.
Das System aus Umfeldkontrolle und Umfeldsteuerung lässt sich über Tablet und Smartphone oder auch einem gesonderten Modul mit Bediengeräten wie Touchscreen, Taster, Infrarotsteuerung, Rollstuhljoystick, Saug-Blas-Steuerung, Augensteuerung oder Sprachsteuerung kombinieren und erlaubt über eine Hauszentrale die Bedienung und Regelung sämtlicher elektrischer Geräte in der Wohnumgebung: TV und Radio, Lampen, Ventilator, Heizung und Lüftung, Fensteröffner und Türschließer usw.
Weiterhin ist die Kombination mit einer Zutrittskontrolle möglich, die Klingelanlage, Türöffner und Videogegensprechstelle vereint und hohe Sicherheit bietet.
Umfeldkontrolle
Hörverstärker und Signalanlagen
Hörverstärker - Soziale Beziehungen stärken
Das Hörvermögen nimmt ab dem 50. Lebensjahr langsam ab. Hohe Töne werden weniger gehört, das Sprachverstehen empfindlich gestört.
Die soziale Interaktion mit der Familie, mit Freunden oder mit anderen Menschen bei alltäglichen Begegnungen wird immer schwieriger. Hören ist keine Selbstverständlichkeit mehr sondern ist zunehmend mit Anstrengung und damit einhergehender Überforderung verbunden.
Das frustierende nicht mehr Verstehen-Können führt beim Gegenüber häufig ebenfalls zu Unverständnis. Die Gefahr des Rückzugs in die selbstgewählte Einsamkeit ist groß. Denn selbst Familiengespräche, das gegenseitige Zuhören und Sprechen, das Miteinander-Diskutieren, das Füreinander-Dasein ist nicht länger mit der gewohnten Leichtigkeit und Freude verbunden. Auch ein Hörgerät ist oft nicht der Weisheit letzter Schluß.
Es gibt mit und ohne Hörgerät technische Hilfen, die das Hören erleichtern und gegenseitige Gespräche wieder ermöglichen.
Durch Induktionsverstärker werden Neben- und Hintergrundgeräusche auch für Menschen mit Hörgerät erheblich reduziert, was ein entspanntes Verstehen des Gegenübers ermöglicht.
Die Verstärker gibt es in mobiler Version und für Räume. Nicht nur ein zwischenmenschliches Gespräch, auch Fernsehschauen kann wieder entspannt genossen werden.
Um bei Hörproblemen akustische Geräusche wie Türklingel, Telefon oder Warnmelder wahrnehmen zu können, müssen diese in optische oder spürbare Signale umgewandelt werden.
Funksignalanlagen setzen akustische Signale in Lichtblitze bzw. in Vibrationsimpulse um.
Besonders nachts ist es unerlässlich, den Rauchwarnmelder zu bemerken, wenn er Alarm schlägt. Mit einem Spezialwecker, der Lichtblitze erzeugt und einem Vibrationskissen ist die Gefahr des Nichtbemerkens gebannt.
Hörverstärker und Signalanlagen
Aufstehhilfen und Tragehilfen
Wenn die Knochen müde werden, die Muskelkraft langsam nachlässt, wird es immer mühseliger morgens sicher aus dem Bett zu kommen. Aufstehhilfen erhalten die Selbstständigkeit und unterstützen Familienangehörige bei der täglichen Pflege.
Aufstehbetten verfügen über eine elektrische Verstellung der Liegefläche, die Betroffene sanft in eine aufrechte Sitzposition bringt. Die Füße haben Bodenkontakt, die Muskulatur wird aktiviert und das Aufstehen ist - je nach körperlicher Einschränkung - ohne fremde Hilfe möglich.
Für Menschen, die viel liegen, ist es eine willkommene Abwechslung, die Welt aus der sitzenden Position wahrzunehmen. Auch das Essen und Trinken wird erheblich erleichtert.
Kann sich ein Mensch nicht länger aus eigener Kraft bewegen, kann er sich einer elektronischen Tragehilfe bedienen. Deckenlifter können ohne fremde Hilfe und selbstständig genutzt werden. Auch die Pflegenden werden sehr entlastet. Das Umsetzen vom Bett in den Sessel oder Rollstuhl ist für Pflegende anstrengend und erfordert viel Körperkraft. Der Transfer in die Badewanne und auf das WC wird ebenfalls erheblich erleichtert.
Deckenlifter sind vom Bundessozialgericht als Hilfsmittel anerkannt. Die Anschaffungskosten müssen von den gesetzlichen Kranken- oder Pflegeversicherungen übernommen werden (BSG-Urteil vom 12. Juni 2008; Az.: B 3 P 6/07 R).
Aufstehhilfen und Deckenlifter
Sturzerkennung
Sturzerkennungssyteme erkennen und melden, wenn eine Person in der Wohnung stürzt. Solche Systeme werden zum einen als Teil des Bodenbelags angeboten. Dabei erkennen drucksensible Sensoren im Unterboden die Anzahl von Personen, ihre Bewegungsrichtungen und auch Stürze.
Das Sturzerkennungssystem kann auch ein kleinformatiges Wandgerät bzw. Teil des Lichtschalters sein: Infrarotempfindliche Sensoren empfangen die Wärmeabstrahlung von Personen und erkennen den Sturz oder auch Hitzeentwicklung und andere kritische Situationen. Das System meldet den Unfall umgehend per SMS oder Sprachanruf an voreingestellte Hilfspersonen und ermöglicht die Kommunikation mit der verunglückten Person bis Hilfe am Ort eintrifft.
Sturzerkennung
Weglaufschutz
Die Pflege von dementen Angehörigen ist für eine Familie besonders belastend. Die Persönlichkeit von einst vertrauten Menschen kann sich rapide verändern. Wenn Angst, Unruhe und Agressionen überhand nehmen, ist man schnell mit den Nerven am Ende.
Wenn demente Menschen weglaufen, ist die Aufregung groß. Häufig finden sie den Weg nicht zurück. Eine großangelegte Suche ist die Folge.
Ohne den dementen Angehörigen einzuschränken, kann mit einem Türwächter das Verlassen der Wohnung überwacht werden. Der Weglaufschutz alarmiert per Funk, sobald sich die Türklinke bewegt.