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Vibrationsarme Außenbeläge

Autor: Reiner Schneck

Straßenbahnhaltestelle in der Innenstadt von Mannheim bei Regenwetter

In vielen Städten wird beim Straßenbelag und Gehwegbelag oft Wert auf die Verbesserung der Optik in Richtung "Historische Stadtbild" gelegt. In diesem Zuge kommt es meist zur Verwendung von Pflastersteinen.

Was aus dem Blickwinkel eines Historikers und eines Tourismusplaners verständlich scheint, wird von einem älteren Menschen oder einem Rollstuhlfahrer völlig anders erlebt.

Würde man diese Personengruppe befragen, käme sicher ein vibrationsarmer oder vibrationsfreier Gehwegbelag zur Auswahl. Denn wer als Nutzer eines Rollators bzw. Rollstuhls in der Stadt seine Einkäufe erledigen muss, ist dankbar dafür, wenn z.B. großformatige Steinplatten 40x40cm (Fugenabstand max. 5mm) verbaut sind. Diese machen es deutlich angenehmer, sich in der Stadt zu bewegen. Denn zu einer unvorteilhaften Belagsauswahl gesellen sich noch weitere Faktoren, wie z. B.

Häufige, zusätzliche Stolperstellen:

  • Niveauunterschiede der Steine,
  • Niveauunterschiede von Steinen/Platten zu Kanal-/Gas-/Wasserschachtdeckel,
  • Wurzeln, die die Platten erhöhen,
  • defekte Steine oder Platten,
  • Fugenabstände größer als 5 mm sowie
  • Scherben und Hundekot.

Aufgrund der kleinen Vorderräder genügen bereits wenige Millimeter, um anzuecken, aus dem Gleichgewicht zu kommen und zu stürzen.

Durch das stetige Fordern seitens der Interessensverbände wurde bereits in manchen Städten viel erreicht. Das bedeutet auch einen Komfortgewinn für Mütter, die mit dem Kinderwagen nun etwas komfortabler in die öffentlichen Verkehrsmittel einsteigen können. Selbstredend, dass Aufzüge auch von gehbehinderten oder älteren Menschen genutzt werden. Nebenbei ist natürlich ein junger Mensch dankbar für einen funktionierenden Aufzug, wenn er z.B. durch einen Skiunfall kurzzeitig mit Beinschiene und Krücken unterwegs sein muss.

Auch der radfahrende Vater, der mit seinem Kind im Anhänger über einen abgesenkten Bordstein fährt, hat einen großen Vorteil. Er muss sich keine Gedanken mehr darüber machen, wie es zu dieser guten Lösung kam. Die Mutter, die von ihrem Kind mit dem Laufrad begleitet wird, weicht wegen der hohen Bordsteinkanten nicht mehr auf die Straße aus und bewegt sich sicher auf dem Gehweg.

Stufenmarkierungen und Querungsborde erleichtern nicht nur Menschen mit Gehbehinderung den Alltag und sollten daher vermehrt im öffentlichen Raum zum Einsatz kommen.

Warum "vibrationsarme Außenbeläge"?

Für Personen im Rollstuhl können die Vibrationen, die durch das Kopfsteinpflaster hervorgerufen werden, zum Auslösen einer Spastik (unkontrolliertem Muskelzucken) führen. Ein behinderter Querschnittsgelähmter (mit sehr hoher Lähmung der Halswirbelsäule) sagt zu diesem Problem: "Da sieht man dann erst recht behindert aus, wenn die Beine wegen des unebenen holpernden Gehwegs anfangen wie wild zu zucken. Dann wird man noch mehr angeschaut, als es sonst üblich ist."

Des Weiteren können bei Rollstuhlfahrern, bei denen durch das lange Sitzen der Rückenbereich ohnehin stärker belastet ist, Rückenschmerzen ausgelöst werden, wenn kleinformatiges Kopfsteinpflaster und große Fugenabstände verarbeitet wurden.

Auch das Fahren auf den hinteren Rädern ist sehr anstrengend und kommt nur für sportliche Rollstuhlfahrer in Frage. Man versucht dadurch die Vibrationen zu reduzieren, die sich über die kleinen Vorderräder auf den Rollstuhl und den Körper übertragen.

Worauf muss bei Betonpflaster geachtet werden?

Wie lassen sich Schäden an Gehwegen, die mit Betonplaster gebaut werden, verhindern? Nahelegen möchte ich Ihnen diesbezüglich die Arbeit "Änderungen zur Pflasterbauweise in den RSTO 0" von Frohmut Wellner und die Arbeit "Schäden an Betonpflasterbauweisen - Ursachen und Vermeidung" von Dietmar Ulonska, in der er feststellt: "Bei nicht fachgerechter Planung, Ausschreibung und Ausführung müssen zwangsläufig Schäden an Betonpflasterbauweisen auftreten – sie ließen sich aber vermeiden".

Als Ursachen für Spurrillen, Mulden oder das Absacken ganzer Bereiche oder Teilflächen kommen für Ulonska folgende Aspekte in Frage:

  • "Mangelnde Tragfähigkeit/Standfestigkeit der Unterlage,
  • Mangelnde Qualität der Bettung,
  • Überbeanspruchung der Pflasterdecke."

Für eine mangelnde Tragfähigkeit/Standfestigkeit der Unterlage nennt Ulonska folgende Gründe:

  • "Falsche Wahl der Schichtenfolge, Schichtarten und/oder Schichtmaterialien,
  • Falsche Dimensionierung der Tragschichten,
  • Mangelnde Verdichtung des Untergrundes und/oder der Tragschichten."

Aus diesen Texten wird noch einmal deutlich, welche hohen Anforderungen an die ausführenden Gewerke gestellt werden.

Autorinfo

Reiner Schneck

79312 Emmendingen

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Der öffentliche Freiraum ist für jedermann uneingeschränkt zugänglich und umfasst in der Regel Straßen, Plätze, Parkanlagen, Friedhöfe, und Wälder. Diese Freiräume stehen zumeist unter öffentlicher Verwaltung. Der kommune Freiraum ist ebenfalls für jedermann zugänglich, insofern also auch öffentlich, wird aber durch konkrete Nutzergruppen und Anlieger geprägt und beaufsichtigt. Er fällt also nicht allein oder primär in die administrative Zuständigkeit. Ein typisches Beispiel ist die Dorf- oder städtische Straße als Freiraum, die grundsätzlich für alle nutzbar ist, deren Nutzbarkeit aber von den Anwohnern und den Menschen, die dort gewöhnlich unterwegs sind mitbestimmt wird. Wesentliches Element des kommunen Freiraumes ist die soziale Kontrolle. (Quelle: Jane Jacobs 1963)

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