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Doppelt verlassen?: Menschen mit Migrationserfahrung und Demenz (Praxis, Theorie, Innovation / Berliner Beiträge zu Bildung, Gesundheit und Sozialer A

Coverscan Doppelt verlassen?: Menschen mit Migrationserfahrung und Demenz …

Christa Matter, 2012

Das Buch "Doppelt verlassen? Menschen mit Migrationserfahrung und Demenz" nimmt die einst immigrierten, alt werdenden Menschen in den Blick. Wie ergeht es diesen Menschen, vor allem der Gruppe "Gastarbeitern/-innen", die nun berentet ist und mit zunehmendem Alter ein immer höheres Risiko trägt, an der Demenz zu erkranken – oder zum Teil bereits betroffen ist?

Fühlen sich die demenziell erkrankten Migranten/-innen womöglich doppelt verlassen, weil ihnen krankheitsbedingt Erinnerungsvermögen und Orientierung verloren gehen und die Erinnerungen an die deutsche Sprache, das Umfeld und die Lebensumstände verblassen bis verschwinden?

Mittels vier thematischer Schwerpunkte – a) Demenz als kulturell definiertes Phänomen, b) Demenzbetroffene türkischer Herkunft, c) Situationen von Menschen mit Migrationserfahrungen und Demenz und ihrer Angehörigen, d) persönliches Erleben – werden Zusammenhänge von Migrationserfahrungen und Demenz erläutert. Darüber hinaus werden Perspektiven aufgezeigt, die zu einer verbesserten, gleichsamen sozial gerechteren und empathischeren Versorgung der Menschen mit Migrationshintergrund und demenzieller Symptomatik beitragen können.

Prolog. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.

VorwortDeutschland versteht sich inzwischen als Einwanderungsland, dessen Bevölkerung von soziokultureller Vielfalt geprägt und das auf weitere Zuwanderung aus dem Ausland angewiesen ist. Die demografische Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte ist aber nicht nur von Zuwanderung sondern auch von einer veränderten Altersstruktur geprägt. In diesem Prozess wird nicht nur die Anzahl der älteren Menschen insgesamt sondern auch der Anteil der älteren Menschen mit Migrationserfahrung in den kommenden Jahrzehnten stark ansteigen. Vor diesem Hintergrund sind Gesundheitsversorgung, Soziale Dienste und Altenhilfe aber auch Bildungseinrichtungen gefordert, Versorgungsstrukturen sowie Kompetenzen beim Fachpersonal zu etablieren, die der soziokulturellen Vielfalt gerecht werden und eine angemessene gerechte Versorgung für alle ermöglichen. Doch das ist offenbar leichter gesagt als getan. Denn bisher lassen sich sowohl Forschungs- als auch Versorgungsdefizite feststellen, interkulturelle Kompetenzen gehören noch nicht überall zum Qualifikationsprofil und die Umsetzung vorhandener Erkenntnisse in die Praxis lässt noch auf sich warten. Wir blicken auf eine 50-jährige Geschichte zurück, als die ersten Immigranten/-innen im Zuge der Anwerbung von Arbeitskräften, der Familienzusammenführung, als Spätaussiedler oder als Flüchtlinge im jungen Erwachsenenalter zugewandert sind. Inzwischen bilden sie mit ihren Nachkommen einen konstituierenden Teil der Bevölkerung in Deutschland. Nicht nur die Betreuung und Behandlung von Immigranten/-innen gehörten für Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialwesen längst zum Arbeitsalltag, auch der Anteil der Fachkräfte mit eigenem oder familialen Migrationshintergrund steigt stetig an. Dennoch zeigen vorliegende Studien, dass Menschen mit Migrationshintergrund im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung geringere Gesundheitschancen und höhere Risiken für bestimmte Erkrankungen haben und belegen eine geringere Inanspruchnahme präventiver Angebote und eine geringere Zufriedenheit mit der Versorgung. Bei den Immigranten/-innen der ersten Generation zeichnet sich im Alter in Folge der benachteiligten Lebens- und Arbeitsbedingungen ein spezifisches Krankheitsspektrum ab, das sowohl in Behandlung, Pflege und Rehabilitation als auch im Hinblick auf präventive Maßnahmen besondere Aufmerksamkeit erfordert. Zugangsbarrieren, Informationslücken und Kommunikationsprobleme belasten und beeinträchtigen die Versorgung der älteren Migrantinnen und Migranten. Um eine angemessene Versorgung für diese Bevölkerungsgruppe sicher zu stellen, werden seit vielen Jahren insbesondere in der Altenhilfe kultursensible Angebote gefordert. Während einerseits spezifische Angebote für bestimmte Migrantengruppen bereitgehalten werden, entwickelten sich andererseits in Ergänzung zur Regelversorgung komplementäre Angebote, wie z.?B. Sprach- und Integrationsmittler, die eine Brückenfunktion zwischen den Fachkräften und Migranten/-innen einnehmen. Strukturell verankerte integrative Konzepte innerhalb der regulären Dienste sind allerdings noch selten zu finden. Auch ist zu beobachten, dass sich in der Gesundheitsversorgung trotz ihres hohen professionellen Anspruchs bei der Versorgung von älteren Migranten/-innen bisher weitgehend auf die hohen Unterstützungspotenziale zwischen den Generationen in Familien mit Migrationshintergrund verlassen wird. Es stellt sich jedoch die Frage, ob und wie diese den hohen Unterstützungsbedarf auch bei komplexen Alterserkrankungen wie Demenz leisten können. Hochschulen mit ihrem Aufgabenspektrum in der Forschung, Lehre und Praxisentwicklung sind in besonderer Weise gefordert, den Wissens- und Praxistransfer auch in diesem Handlungsfeld voran zu bringen. Die Qualifikation und Weiterbildung von Fachkräften, Forschung und Kooperation mit der Praxis sind dabei zentrale Elemente. Die seit langem bestehende Zusammenarbeit der Alice Salomon Hochschule Berlin mit der Alzheimer-Gesellschaft Berlin e.?V., die von Frau Prof. Dr. Gudrun Piechotta-Henze und Frau Christa Matter getragen wird, wurde 2010 mit einem Kooperationsvertrag auf ein verlässliches Fundament gestellt. Beide Institutionen und Personen leisten mit vielfältigen Aktivitäten einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Demenz und der Unterstützung ihrer Familienangehörigen. In diesem Buch, das auf einer gemeinsam konzipierten Vorlesungsreihe zu „Demenz und Migrationshintergrund“ basiert, zeichnet sich das Spektrum der Handlungsfelder, des breiten Netzwerks und des Engagements der Beteiligten ab. Experten/-innen aus Wissenschaft, Lehre und Praxis beleuchten gesellschaftliche, institutionelle und familiale Herausforderungen im Zusammenhang mit demenziellen Erkrankungen von Immigranten/-innen und zeigen gleichzeitig positive Entwicklungen auf dem Weg zur Anpassung der Angebote und Strukturen in einer multikulturellen Gesellschaft.Prof. Dr. Theda BordeRektorin der Alice Salomon Hochschule Berlin

14,00 EUR* / aktualisiert: 10.11.2017

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