Bedarf an barrierefreien Wohnungen in Deutschland #print

Rund 1,32 Mio. Menschen in Deutschland sind auf einen Rollstuhl (aG) angewiesen. Zusätzlich sind rund 1,16 Mio. Menschen gehbehindert und benötigen somit zumindest einen barrierefreien Zugang zur Wohnung.

Barrierefreie nutzbare Wohnungen auch für Personen im Rollstuhl

Frau mit Rollator geht durch die geöffnete Wohnungs­eingangstüreingebaute Türdichtung DetailaufnahmeRollator wird über Nullschwelle ins Freie geschobenmobile Rampe auf Schwelle zwischen Wohnraum und BalkonFrau im Rollstuhl öffnet TürRinne in einer bodenebenen Duschebodengleiche Dusche mit PunktentwässerungUnterfahrbare Kücheninsel mit Spülbecken, auf vertikalen Liftmodulen

Barrierefreie Wohnungen sind eine erhebliche Erleichterung des alltäglichen und selbstbestimmten Lebens für mobilitätseingeschränkte Menschen. Eine Wohnung wird als barrierefrei bezeichnet, wenn folgende Standards der Bauweise eingehalten werden:

  • der Zugang zur Wohnung ist barrierefrei gestaltet,
  • innerhalb der Wohnung oder zum Balkon/zur Terrasse sind keine Stufen und Schwellen zu überwinden,
  • die Türen im Sanitärbereich haben eine ausreichende Breite,
  • im Sanitärbereich herrschen ausreichende Bewegungsflächen vor,
  • eine bodengleiche Dusche steht zur Verfügung.

Für Menschen, die in einem Rollstuhl sitzen, ist eine barrierefreie Wohnumgebung mit ausreichenden Bewegungsflächen unabdingbar. Grundlage ist hier die DIN 18040-2 Barrierefreies Bauen - Planungsgrundlagen - Teil 2: Wohnungen. Die Anforderungen werden unterschieden nach

  • barrierefrei nutzbaren und
  • barrierefrei und uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbaren Wohnungen (Markierung R).

Doch wie hoch ist die Anzahl der Menschen in Deutschland, die in einem Rollstuhl sitzen? Diese Kennzahl ist von besonderem Interesse, um den Bedarf an barrierefreien und uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbaren Wohnungen zu ermitteln.

In der vorliegenden Untersuchung wurde daher der Versuch unternommen, anhand von Statistiken des Statistischen Bundesamtes die Anzahl der schwerbehinderten Menschen zu ermitteln, die in einem Rollstuhl sitzen und daher auf eine solche Wohnung angewiesen sind.

Wie viele schwerbehinderte Menschen in Deutschland sind auf einen Rollstuhl angewiesen?

Laut "Statistik der schwerbehinderten Menschen" des Statistischen Bundesamtes waren im Jahre 2023 insgesamt 7,9 Mio. Menschen in Deutschland mit Schwerbehindertenausweis bei den Versorgungsämtern registriert. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung, die 2023 bei rund 86,7 Mio. Menschen lag, entspricht das einem Anteil von 9,3% (2).

Um die Anzahl der Menschen zu ermitteln, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, wurde für die vorliegende Untersuchung folgende Annahme gemacht:

Einen Rollstuhl benötigen die Menschen, die ab einen gewissen Behinderungsgrad "erheblich Gehbehindert" (G) und "außergewöhnlich Gehbehindert" (aG) sind. Zur Berechnung der Menschen in Deutschland, die unter die genannten Kategorien G und aG fallen, wurde die "Statistik der schwerbehinderten Menschen 2023" zugrunde gelegt. (Bei der jeweiligen Art der Behinderung bezeichnen die Zahlen in Klammern den Grad der Behinderung.)

Unter die Kategorie G wurden dabei die Menschen gezählt, die eine der aufgezählten Behinderungen aufweisen:

  • Verlust oder Teilverlust von Gliedmaßen, Funktionseinschränkung von Gliedmaßen: eines Beines (ab 50-70), beider Beine (ab 50-70), eines Armes und eines Beines (ab 50-70), von drei Gliedmaßen (ab 50-70) (insgesamt: 514 230.
  • Funktionseinschränkung der Wirbelsäule und der Gliedmaßen: (ab 50-70) (insgesamt: 600 135).
  • Gleichgewichtsstörungen: (70) (insgesamt: 43 900).
  • zerebrale Störungen: hirnorganische Anfälle (auch mit geistig-seelischen Störungen) mit neurologischen Ausfallserscheinungen am Bewegungsapparat (ab 80), hirnorganisches Psychosyndrom (Hirnleistungsschwäche, organische Wesensänderung) mit neurologischen Ausfallserscheinungen am Bewegungsapparat (ab 80) (insgesamt: 253025).

Unter die Kategorie aG wurden Menschen gezählt, die eine der folgenden Behinderung aufweisen:

  • Verlust oder Teilverlust von Gliedmaßen, Funktionseinschränkung der Wirbelsäule und der Gliedmaßen: (ab 80) (insgesamt: 232 220).
  • Funktionseinschränkung der Wirbelsäule und der Gliedmaßen (ab 80) (insgesamt: 168 545).
  • Gleichgewichtsstörungen: (ab 80) (insgesamt: 85 000.
  • Herz-Kreislauf und Organsysteme:(90-100) (insgesamt: 564 815).
  • Querschnittlähmung: Querschnittlähmung (ab 50) (insgesamt: 16 210).

Danach sind insgesamt rund 1,32 Mio. Menschen in Deutschland auf einen Rollstuhl (aG) angewiesen. Zusätzlich sind rund 1,16 Mio. Menschen gehbehindert und benötigen somit zumindest einen barrierefreien Zugang zur Wohnung. Zusammen entspricht das rund 31% der schwerbehinderten Menschen und rund 2,8% der Gesamtbevölkerung in Deutschland im Jahr 2023.

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