Barrierefreier Wohngarten
Barrierefreie Gartengestaltung durch individuelle Anpassung. Da jedes Grundstück anders ist und die Gartengestaltungen sehr individuell sind, empfiehlt es sich, mit fachlicher Beratung und einem klaren Planungskonzept in die Umsetzung zu gehen.
Wohnraumanpassung und Gartenanpassung
Die Wohnraumanpassung - insbesondere von Küche, Bad und Hauseingängen - für ältere oder gesundheitlich beeinträchtigte Menschen ist mittlerweile in Beratung, Planung und Förderprogrammen etabliert. Damit die Wohnraumanpassung nicht zu einem unnötigen Rückzug, einer Reduzierung des Lebensraums auf die Innenräume führt, sollten auch der Garten und die sonstigen Außenräume in die Anpassung einbezogen werden. Gärten wirken sich nachweislich sehr positiv auf die physische und psychische Gesundheit aus. Sie bereichern die Lebensqualität und Lebensfreude.
Da jedes Grundstück anders ist und Gartengestaltungen insgesamt sehr individuell und wenig standardisiert sind, empfiehlt es sich umso mehr, mit fachlicher Beratung und einem klaren Planungskonzept in die Umsetzung zu gehen. Denn der Garten soll sich ja nicht nur "alterstauglich" sondern auch als ein schöner und angenehmer Ort weiterentwickeln.
Ausgangspunkt jeder Garten- und Außenraumanpassung ist eine Erfassung der Garten- und Geländesituation, der persönlichen Vorlieben und Handicaps. Dazu gehören z.B. die Lieblingsplätze im Garten wie Teich, Sonnen- oder Schatten-Sitzplatz, Lieblingspflanzen wie z.B. bestimmte Blumen, Bäume aus Kindertagen, das Gemüsebeet, Problemzonen wie Böschungen, Stufen, vermooste, glatte Beläge, schlecht zu pflegende Gartenbereiche sowie die persönlichen Behinderungen in der Beweglichkeit, der Sehfähigkeit, dementielle Erkrankungen, die Notwendigkeit, auch im Garten in Rufweite des erkrankten Partners zu bleiben u.a.m..
Ansatzpunkte für die individuell angepasste Gartengestaltung können sein:
- eine überlegte Differenzierung in intensiver und extensiver gestaltete Gartenteile
- barrierefreie Umbauten
- die Verwendung geeigneter Werkzeuge und Hilfsmittel
- das Sondieren der eigenen Möglichkeiten und Grenzen und der Inanspruchnahme externer Hilfe
Als intensiver gestaltete und genutzte Gartenbereiche bieten sich in erster Linie die hausnahen, leicht zugänglichen Flächen an sowie die vom Innenraum, aus dem Fenster, sichtbaren Gartenelemente. Hier hat man die persönlichen "Highlights" im Blick: Wasserspiel, Blumen, Vogelhaus, Kunst-Objekte u.ä.m. - vielleicht durch eine zusätzliche Beleuchtung auch noch abends in Szene gesetzt. Hier sollte alles Nötige griffbereit und gut handhabbar sein: die Kissenbox für die Gartenstühle, das Hochbeet oder Pflanzkübel für die Lieblingspflanzen, der Geräteschrank für Hacke, Besen und Co., Wasser, Schlauch und Gießkanne.
Eine Extensivierung ist zu erwägen bei steilen, schlecht zugänglichen Flächen, bei besonders pflegeintensiven Gartenkulturen. So kann z.B. die Beetfläche zugunsten von Rasen reduziert oder die Bepflanzung vereinfacht werden. In den meist kleineren Seniorenhaushalten - die Kinder sind aus dem Haus - fällt es leichter, die Anbau- und Erntemenge bei Obst- und Gemüse so klein zu halten, dass etwas zum Naschen im Vorbeigehen und frische Kräuter vorhanden sind, aber aufwändige Ernte- und Einkochaktionen entfallen. Kleine Halbstamm-Obstbäume und Beerensträucher können ohne Leiter abgeerntet werden und darüber hinweg trösten, dass die hohen, alten Obstbäume nicht mehr selber zu erklettern sind.
Zu den Spitzenreitern bei barrierefreien Umbauten in den Außenanlagen zählen - ähnlich wie im Innenbereich - die Umwandlung von Stufen zu Rampen, Handläufe, rutschhemmende, griffige Bodenbeläge, schwellenfreie Terrassentüren, des weiteren eine ausreichende Beleuchtung der Wege und Eingänge, Schalter für Licht, Teichpumpe, Markise etc. in erreichbarer Höhe.
Im öffentlichen Bereich sind Behinderten-Parkplätze, die breit genug für Rollstuhlfahrer sind, baurechtlich vorgeschrieben, aber auch im privaten Wohnbereich besteht je nachdem Bedarf an entsprechenden Stellplätzen. Alltägliche Dinge, wie die Zugänglichkeit und Bedienungsfreundlichkeit der Müllboxen, können ebenfalls mitunter verbessert werden.
Eine automatische Bewässerungsanlage übernimmt das Giessen in Urlaubs- und Krankenzeiten und spart das Wasser-Schleppen. Aber schon eine Pumpe für die Regentonne oder ein zusätzlicher Wasseranschluss kann die Arbeit erleichtern.
Es gibt eine Vielzahl von Werkzeugen und kleineren Hilfsmitteln, die das "Gärtnern" im Alter erleichtern können, auch wenn sich man diese bisher noch etwas umständlich bei verschiedenen Herstellern "zusammensuchen" muss: Kniekissen und -Bänkchen mit seitlichen Griffen zum Jäten; Gießkannen mit zwei Griffen, die das Tragen erleichtern; Gartenscheren mit Rollgriff, die mit weniger Kraft zu bedienen sind; Greifer, Standkehrblech und langstielige Handfeger. Wichtig bei allen Geräten ist die ergonomische Anpassung, z.B. der Gerätstiellänge auf die persönliche Körpergröße, der Scherengröße auf die Handgröße.
Bei Rasen-Mähern bestehen viele Möglichkeiten eines "Upgrades": Akku-Rasenmäher kommen ohne Elektrokabel, das eine Stolpergefahr darstellt, aus; Mäher mit Antrieb brauchen nicht geschoben zu werden; kleine Mähroboter arbeiten ganz für sich alleine.
Das Rasen-Mähen ist häufig auch der Einstieg in die Inanspruchnahme externer Gartenpflegeleistungen, da es keiner besonderen Qualifikation bedarf und fast in allen Gärten anfällt. Heckenschnitt, Laub fegen im Herbst, die Entsorgung von Gartenabfällen lassen sich ebenfalls recht einfach an Dritte delegieren. Beim Schnitt von freiwachsenden Sträuchern, Baumpflegemaßnahmen, der Pflege von Staudenpflanzungen, Wasseranlagen u.a.m. rentiert es sich, nur fachlich qualifizierte Kräfte einzusetzen und die gewünschten Leistungen mit der Ausführungsfirma detailliert abzusprechen, auch das evtl. in Zusammenarbeit mit einer/m Gartenarchitektin/en.
Tipp
Susanne Weisser: "Wohnen im Alter - Garten im Alter"