Anforderungen an einen barrierefreien Lebensraum für Menschen mit Hörbehinderungen

TragegerätMenschen am TresenPförtnerlogeHörsaal

Beim Thema "Barrierefreies Planen und Bauen" steht für viele Ingenieure, Architekten und Bauherren zunächst das Bauen für mobilitätsbehinderte Menschen im Vordergrund. Das ist naheliegend, da dieser Personenkreis meist sofort erkennbar ist, sich oft selber zu Wort meldet und die meisten offensichtlichen Baumaßnahmen erfordert. An Personen mit Hörschädigungen und Sehschädigungen wird dann erst in zweiter Linie gedacht. Meist sind deren Anforderungen an Gebäude ähnlich gelagert. Aber gerade die Feinheiten und Besonderheiten sind es, die ihnen den Alltag erleichtern und ein selbstbestimmtes Leben und Erleben erst ermöglich. Oder ist es bewusst, dass die Beleuchtung eines Vortragssaales wesentlich für Schwerhörige ist, oder dass die Orientierung im Nahbereich für sehschwache Menschen eine große Rolle spielt?

Die folgende Kurzfassung zeigt Probleme und baulichen Hilfen für schwerhörige oder ertaubte Personen. Eine Vollständigkeit kann nicht erwartet werden, ebenso nicht auf mehrfach behinderte Menschen. Allen kann man es nicht recht machen, aber mit oft kleinen Maßnahmen ein Leben trotz Einschränkungen erleichtern, sicherer und froher machen.

Merkmale der Schwerhörigkeit

Das barrierefreie Bauen hat nicht nur Bedeutung für Behinderte, sondern auch für ältere Menschen, Familien mit Kindern, Mütter mit Kinderwagen, Unfallkranke usw. Man kann davon ausgehen, dass ca. 30% der Bevölkerung zeitweise oder ständig Bedarf an barrierefreien Gebäuden, Freianlagen, Verkehrssystemen und Informationsmedien haben. Jeder 13. Bundesbürger hat eine anerkannte Schwerbehinderung. Darüber hinaus helfen alle Maßnahmen aber auch gesunden Menschen, sich sicherer und leichter zu bewegen oder zu orientieren - oft allerdings unbewusst.

In Deutschland gibt es ca. 14 Millionen hörgeschädigte Personen. Davon besitzen rund 3 Millionen ein Hörgerät oder Innenohrimplantat. Auf Grund der Alterungserscheinungen und der summierenden Wirkung der Lärmschäden, ergibt sich folgende Altersverteilung der Fehlhörigen:

  • 14-19 Jahre 1%
  • 20-29 Jahre 2%
  • 30-39 Jahre 5%
  • 40-49 Jahre 6%
  • 50-59 Jahre 25% -> jeder vierte
  • 60-69 Jahre 37% -> jeder dritte
  • > 70 Jahre 54% -> jeder zweite

Die dramatische Zunahme der Hörschädigungen ab dem 50. Lebensjahr ist auffällig. Eine andere Tendenz ist in den Zahlen nicht erkennbar: die Anzahl schwerhöriger junger Leute steigt jährlich besorgniserregend. Zwar sind die Belastungen im Arbeitsprozess heute merklich reduziert, dafür wird die Lärmbelastung während der Freizeit, auf dem Arbeitsweg und in der Umwelt höher. Schuld sind nicht nur die Lebensgewohnheiten Jugendlicher, auch die Belastungen durch den Verkehr, die Dauerbeschallung in Geschäften und Gaststätten und vor allem die fehlende Erholungsmöglichkeit bringen ihren Beitrag bei der Schädigung unseres akustischen Sinnesorganes.

Neben einer Schädigung des Mittelohres, des Gleichgewichtssystems oder des zentralen Nervensystems tritt hauptsächlich Innenohrschwerhörigkeit auf. Sie ist gekennzeichnet durch:

  • Intensitätsverlust (geringere Lautstärke),
  • Frequenzverlust (Veränderung des Klanges, Verringerung der Auflösung),
  • Zeitauflösungsverlust (Störung der Erkennbarkeit strukturierter und informativer Signale besonders Sprache),
  • Dynamikverlust (leise Schalle - unhörbar, laute Schalle - bleiben laut).

Zusätzlich sind oft eine erhöhte Empfindlichkeit für Lautstärkeänderungen (Recruitment) und Ohrgeräusche (Tinnitus) zu beobachten.

Besonders schwerwiegend sind angeborene oder frühzeitig erworbene Hörschäden. Sie erschweren das Erlernen der Muttersprache soweit, dass oft kein sauberes Sprechen ausgeprägt werden kann. In Folge dessen leidet manchmal sogar die Fähigkeit und Bereitschaft zum Lesen!

Wesentliche Probleme von fehlhörigen Menschen sind:

  • Kommunikation mit anderen Personen,
  • Kommunikation in lauter Umgebung,
  • Wahrnehmung emotionaler und sozialer Botschaften,
  • Missverständnisse mit der Umwelt,
  • Wahrnehmen von Warnsignalen,
  • Fehlende Kontrollgeräusche,
  • Ausfall naturnaher Geräusche,
  • z. T. erhöhte Empfindlichkeit gegenüber lauten Geräuschen,
  • Probleme beim Spracherwerb,
  • fehlende räumliche Orientierung.

Mit welchen Möglichkeiten lassen sich diese Probleme mildern oder beheben?

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weitere Punkte des Vortrages in der pdf-Datei

  • Das 2-Sinne-Prinzip und die Prioritätsstufen
  • Anforderungen für Schwerhörige
  • Bauliches Lösungsbeispiel: Seniorenzentrum
  • Bauliches Lösungsbeispiel: Arztpraxis
  • Gesetze und Normen
  • Literatur

Die vollständige Dokumentation steht hier zum Downloaden bereit.


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Menschen mit Hörbehinderungen (ca. 99 kB)

menschen_mit_hoerbehinderungen.pdf


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