Das Kompetenzzentrum Barrierefrei Planen und Bauen an der TU Berlin und der Berliner Behindertenverband ev. "Für Selbstbestimmung und Würde" führten im Juli 2005 erstmals im Rahmen einer Sommeruniversität Betroffene und Fachkompetenz an der TU Berlin zusammen.

Den Auftakt bildete ein Studentischer Wettbewerb unter dem Motto: Barrieren finden - Barrieren überwinden.

hier vorgestellt: der 2.Preis Sehen - Tasten - Hören

Katrin Kranig - Landschaftsarchitektur, Sebastian Engelmann - Stadt- und Regionalplanung

Sehen - Tasten - Hören

"Wieso steht in Deutschland nur der Leitstreifen zur Verfügung. In anderen Ländern kann man über diese taktilen Bodenindikatoren mehr Infos erhalten."

Durch Vergrößerung des Hohlraums wird der Klang verändert.

Das Leitsystem besteht aus dünnen gelben Rillenplatten, die entweder aus Hohlbeton schon fertig gegossen sein können, bzw. als aufsetzbare Aluminiumplatten konzipiert werden, die auf eine im Untergrund, z.B. des Gehsteiges, eingebettete Hohlform, mit variabler Verdichtung aufgeschraubt werden können. Das einfache Prinzip nach welchen die Resonanzplatten funktionieren, lässt sich an einem Xylophon erläutern. Die Töne verändern sich entsprechend der Größe und Dichte der Spielebene. Diese Tonveränderung kann auch in derselben Art und Weise - abhängig von der Art des benutzen Materials für Gehwegplatten genommen werden. Für einen Sehbehinderten Menschen können kleine Tonunterschiede maßgeblich entscheidend sein. Für die Farbe gelb haben wir uns, in Absprache mit den Sehbehinderten Teilnehmern der Sommeruni 2005, entschieden da nach ihren Erfahrungen der Kontrast auf diese Weise zur Umgebung am besten erkennbar wird. Je näher der Passant dem Ziel kommt, desto heller wird das gelb. Von diesem sichtbaren Leitsystem profitieren im Sinne des Design for all alle Menschen. Zweck ist auch, dass jeder sich dieses Leitsystem aneignet und zu Nutze macht, indem er ein Teil davon wird, die Aufgabe des Leitsystems versteht - als Orientierungssystem. Fernerhin sensibilisiert ein sehbares Leitsystem die Menschen ohne Behinderung für ihre Umwelt. Menschen mit Behinderungen werden immer besser in unsere Gesellschaft integriert, denn es gibt immer noch Hürden die zu überwinden sind.

Entwurfsbeispiele für den Wettbewerbsbeitrag

Als Vorbild für die Resonanzkörper dienen die Berliner Hohlplatten, bekannt aus den U- und S-Bahnstationen der Stadt. Die Resonanzplatten haben unterschiedlich große Hohlräume. Mit zunehmender Nähe vergrößert sich der Hohlraum. Dadurch ändert sich der Ton. Je näher man kommt, desto deutlicher hört der Blinde mit Langstock den hohl klingenden Ton. Eine maschinelle Produktion der Platte ist nicht aufwändig.

Als Aufmerksamkeitsfeld werden Noppenplatten verwendet. Der Bordstein wird abgesenkt und mit einer taktilen Struktur (Noppen) versehen.

Dieses Leitsystem wird vom Außenraum in den Innenraum weitergeführt. Die Struktur wird beibehalten. Neue Technologien können eingebunden werden. z.B. elektronische Leitlinien, so dass Blinde über einen Empfängersensor weitere Infos bekommen.
Fazit: Die Errichtung eines Leitsystems, dem das Mehr-Sinne-Prinzip konsequent zugrunde liegt.

Ein Fall, der häufig auftreten wird, ist ein Kreuzungspunkt, der zwei orthogonal zueinander verlaufende Leitstreifen verbindet. Der Leitstreifen in der Farbe gelb bildet einen sehr guten Kontrast zur Umgebung. Er wird heller in Farbe und Klang, je näher sich der Passant der Kreuzung nähert. Der Kreuzungspunkt ist als Noppenplattenfeld ausgeführt.

Ein weiteres Beispiel ist der Straßenübergang mit Lichtsignalanlage (LSA). Straßenübergänge können, wenn nicht ausreichend über das Mehr-Sinne-Prinzip darauf aufmerksam gemacht wird, lebensbedrohlich sein.

Zuerst wird der Passant durch den gelben taktilen Leitstreifen vorgewarnt. Je gefährlicher der Übergang, desto Länger ist der Leitstreifen. Unmittelbar vor dem Bordstein befindet sich ein Aufmerksamkeitsfeld. In einer unterschiedlichen Struktur (Noppen) über die gesamte Breite des Fahrbahnüberganges.

Der Fahrradweg, bisher auf dem Fußgängerweg, wird auf die Fahrbahn verlagert. Dadurch wird ein erhebliches Unfallrisiko für den Fußgänger entschärft. Jedoch ist dies nur dort möglich wo der Verkehr den Fahrradfahrer nicht gefährdet. Andere Lösungen, wie im Bereich der Prenzlauer Alle sind, dass der Fahrradweg durch einen Grünstreifen abgetrennt ist. Möglich ist diese Lösung aber nur dort, wo ausreichend Platz vorhanden ist.

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