Hörgeschädigte Kinder in Regelschulen#print

Klassenraum-Akustik, Klassenraum-Gestaltung, Klassenraum-Organisation
Ein schwerhörendes Kind kann auch mit Hörhilfen niemals so hören wie Guthörende.

Titelbild  Hörgeschädigte Kinder in Regelschulen

refeRATgeber 6: Hörgeschädigte Kinder in Regelschulen

Klassenraum-Akustik, Klassenraum-Gestaltung, Klassenraum-Organisation

von Dipl.-Ing. Kathrin Kiupel und Dipl.-Ing. Carsten Ruhe

Eine Hörbehinderung ist eine unsichtbare Behinderung und wird daher immer wieder vergessen. Hörbehinderte fragen auch nicht immer nach, wenn sie etwas nicht verstanden haben, da sie häufig gar nicht wissen, dass sie etwas überhörten.

Bei Inklusion im Bildungsbereich geht es nicht mehr um das OB und auch nicht um das WARUM, sondern nur noch um das WIE (und natürlich um das WANN ENDLICH).

Für das WIE gibt die vorliegende Broschüre eine erste Anleitung, mit gezielten Maßnahmen ohne großes Probieren und mit vernünftigem Einsatz der begrenzten Geldmittel eine raumakustisch gute Lösung schnell zu erreichen.

Inhalt

  • Einleitung
  • Auswirkungen von Störgeräuschen und Nachhall
  • Maßnahmen gegen Störgeräusche und Nachhall
  • Störgeräusche von außen
  • Decke
  • Rückwand
  • Teppichboden
  • Diffuse Schallstreuung
  • Pinnwände als Rückwandpaneele?
  • Ungeeignete Eigenhilfe
  • Technische Maßnahmen mit Hörhilfsmitteln
  • Ungeeignete technische Hilfen
  • Organisatorische Maßnahmen zur optimalen Einbindung in den Unterricht
  • Sitzposition
  • Sprechverhalten
  • Zusammenfassung
  • Ein Appell zum Schluss

Leseprobe

Einleitung

Wenn ein hörgeschädigtes Kind den Regelunterricht besuchen soll, so sind häufig die baulichen und technischen Unterrichtsbedingungen im Klassenraum darauf anzupassen. Nur selten ist die wohnortnahe Schule bereits optimal baulich ausgestattet.

Nicht nur Schüler/innen können schwerhörig sein, auch ein erheblicher Anteil der Lehrerinnen (zum großen Teil leider ohne es zu wissen) ist schwerhörig. Akustisch gut gestaltete Klassenräume sind für diese Personen ein Beitrag zur Arbeitsplatz-Ergonomie und für ein besseres Verstehen der Schüler/innen-Beiträge.

Ein schwerhörender Mensch kann auch mit Hörhilfen (Hörgerät / CI) niemals so hören wie Guthörende. Dabei ist die größte Schwierigkeit das Verstehen im Störgeräusch. Bei der Klassenraumgestaltung sind deshalb auch die Störgeräusche von außen und im Klassenraum zu minimieren. Auch der Nachhall ist für Schwerhörende ein Störgeräusch; sie benötigen eine möglichst "trockene" raumakustische Situation.

Neben der Raumakustik sind weitere Hörhilfsmittel, z. B. in Form von Funkübertragungsanlagen erforderlich, sie bringen das Sprachsignal direkt zu den Ohren / Hörgeräten / CIs der hörgeschädigten Schülerin.

Auch die Sitzposition der Schülerin ist entscheidend, da trotz guter Raumakustik und technischer Unterstützung das Absehen vom Mund der Lehrerin und der Mitschüler/innen zum Sprachverständnis absolut erforderlich sind.

Lehrerinnen und Mitschüler/innen müssen im Sprechverhalten geschult werden, deutliche Aussprache und Sprechen in Richtung des schwerhörenden Kindes sind wichtig.

Auswirkungen von Störgeräuschen und Nachhall

Ein schwerhöriger Mensch kann im Störgeräusch nur sehr schlecht verstehen. Das Nutzsignal der Sprache (S = signal) muss ausreichend hoch über dem Störsignal (N = noise) liegen. Der sogenannte Signal/Rausch-Abstand sollte mindestens S-N = 15 dB betragen.

Um diesen Abstand einzuhalten, wird eine trockene Raumakustik mit minimiertem Nachhall benötigt; eine Raumakustik, die fast ausschließlich Direktschall-Anteile enthält. Die Diffusschall-Anteile des Nachhalls müssen noch geringer sein, als dies für Guthörende günstig wäre. Jeder Diffusschall verschlechtert die Sprachverständlichkeit, weil er bereits wieder als Störgeräusch wirkt. Dies gilt bei Guthörenden erst für Schallsignale, die mehr als 35 ms (Millisekunden) gegenüber dem Direktschall verzögert sind. Bis etwa 35 ms wirken sie bei Guthörenden lautstärke- und verständlichkeitserhöhend. Eine sehr trockene Akustik ist für Guthörende jedoch kein Nachteil, da sich alle Schüler/innen in gedämpften Räumen erheblich ruhiger verhalten als in hallenden und weil dadurch die Lehrerinnen- bzw. die Schüler/innen-Beiträge besser verstanden werden. Messungen haben gezeigt, dass durch die kürzere Nachhallzeit nicht nur (bei gleichem Stimmaufwand der Störer/innen) der dadurch bewirkte Schallpegel abnimmt, sondern dass wegen des geringeren Störschallpegels auch der Stimmeinsatz der Sprecher/innen zurückgeht. Deshalb ist die insgesamt eintretende Pegelminderung oft mehr als doppelt so groß wie rechnerisch zu erwarten. Klassenräume mit starker Dämpfung heben also das Sprachsignal aus dem Störgeräusch hervor.

Die "trockene" Raumakustik ist auch für die Kommunikation in einer Sprache erforderlich, die nicht als Muttersprache gelernt wurde und/oder bei der Kommunikation mit Personen, die Deutsch als Fremdsprache sprechen sowie mit Personen, die auf andere Weise einen Bedarf nach erhöhter Sprachverständlichkeit haben, z. B. Personen mit Sprach- oder Sprachverarbeitungsstörungen, Konzentrations- bzw. Aufmerksamkeitsstörungen, Leistungsbeeinträchtigungen.

Schallpegel-Messungen in Klassenräumen haben gezeigt, dass ...

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