Behinderten-WC contra Abstellraum#print

Poster aus der Serie "bunt ist schöner" von Kassandra Ruhm, in der Menschen zu Wort kommen, die sich in einem oder mehreren Merkmalen von dem unterscheiden, was oft als "normal" angesehen wird. Manche der Modelle leben mit Behinderungen, manche sind schwarz, schwul oder lesbisch, eingewandert, muslimisch oder mehreres gleichzeitig. Oder sie leben auf andere Weise unter Bedingungen, die im gesellschaftlichen Bild manchmal unter den Tisch fallen.

Behinderten-WCs sind keine Abstellräume! Ein Poster für alle Örtchen

Collage aus 3 maßstabgetreuen Bauzeichnungen einer Behindertentoilette, links oben, rechts oben und rechts unten und einer größeren Frontalaufnahme eines Rollstuhlfahrers im Zentrum des Posters. In den WC-Bildern sind die nötigen Wendeflächen eingezeichnet. Durch eine Fotomontage des Rollstuhlfahrers, diesmal perspektivisch und von oben fotografiert, die typische Umsetz-Techniken zeigt, wird deutlich, wofür die vorgeschriebenen Freiflächen nötig sind. Links oben steht er vor der Toilette, in der 3 Wasserkästen, ein Putzwagen, ein kleinerer Lagerschrank und Toilettenpapier-Packungen einen Teil dieser Flächen zustellen. Er hebt ratlos die Hände. In einer Sprechblase steht: Oh Nein! In seiner Gedankenblase erfährt man: So können nur noch Nichtbehinderte gut aufs WC.Der Rollstuhlfahrer trägt blaue Jeans, einen blauen Pulli und einen grün-gemusterten Werder-Bremen-Schal. Auf der Frontalaufnahme blickt er mit witzig-entsetztem Blick in die Kamera. Er zeigt mit dem erhobenen Zeigefinger auf die Skizze der vollgestellten Behindertentoilette, die auf dem Poster oben links angeordnet ist. Er hält sich die Hand in den Schritt, wie um seinen drängenden Urin einzuhalten. In einer großen Sprechblase steht: Rollstuhl-WCs sind keine Abstellräume!Außerdem finden sich auf dem Plakat folgende Informationen: Die Wendeflächen werden gebraucht. Auf beiden Seiten der Toilettenschüssel muss 90 cm breit Platz sein. Vor WC-Schüssel und Waschbecken eine Wendefläche von mindestens 150 x 150 cm. Ob man von rechts, links oder von vorne gut umsetzen kann, hängt von der Behinderung ab.  Nicht davon, wo gerade Platz übrig ist. Die Abbildungen sind maßstabgetreu.  Mehr Infos: DIN 18040 und nullbarriere.deCollage aus 3 maßstabgetreuen Bauzeichnungen von Rollstuhlplätzen in Veranstaltungsräumen mit fester Bestuhlung. Dazwischen eine größere Frontalaufnahme einer E-Rollstuhlfahrerin in lilafarbenem Kleid mit farblich passendem Schal im Zentrum des Posters. Sie blickt skeptisch in die Kamera. In einer lilafarbenen Sprechblase steht in großer Schrift geschrieben: Rollstuhl-Plätze im Durchgang sind NICHT FAIR!Exakt maßstabgetreu ist die E-Rollstuhlfahrerin in die 3 Bauzeichnungen eingefügt.Links oben und links unten sind typische Rollstuhlplätze im Durchgang dargestellt, die sich über die rechtlichen Vorgaben hinweg setzen. Darüber steht in roter Schrift: Im Durchgang oder zu klein?Auf der rechten Seite sind die in DIN 18040 vorgeschriebenen Flächen von Rollstuhlplätzen mit den dazugehörigen, notwendigen Rangierflächen dargestellt. Darüber steht in grüner Schrift: Oder barrierefrei? In normaler Schrift folgen die Erklärungen: Barrierefrei bedeutet: Rollstuhlplätze müssen 90 cm breit sein und 150 cm bzw. 130 cm tief.Wenn sie in der ersten oder letzten Reihe liegen, müssen davor oder danach 150 cm Rangierfläche frei sein.Seitliche Rollstuhlplätze brauchen 90 cm breit Platz daneben zum Rangieren frei. Die Sitzplätze für die Begleitung müssen direkt neben dem Rollstuhlplatz sein.Durchgänge müssen mindestens 120 cm breit sein. Wenn sich Menschen entgegen kommen, breiter. Mindestens 1 % der Sitzplätze müssen Rollstuhlplätze sein. Zu den Zeichnungen auf der linken Seite: Unter der oberen Zeichnung, auf der ein Rollstuhlplatz in vorgeschriebener Größe fast den ganzen Hauptgang blockieren würde, ist angegeben: Oben am Beispiel der Bremer Glocke, Großer Saal. In einer Gedankenblase der Rollstuhlfahrerin auf diesem Rollstuhlplatz  steht: Nur wenn man mal richtig im Weg stehen will, ist es hier schön.Auf dem unteren Bild ist der Rollstuhlplatz etwas weniger störend angeordnet, aber auch hier ist er nicht korrekt, sondern befindet sich lediglich an einer Stelle im Durchgang, an der der Gang ca. 30 cm breiter ist. Mit etwas Mühe und Rücksichtnahme können andere Besucher_innen an ihr vorbei kommen oder hinter ihr sitzen. Eine junge Frau auf dem Platz schräg hinter ihr sagt: Wir nehmen immer Rücksicht auf Behinderte! Die Rollstuhlfahrerin denkt: Wenn es ganz normale Rollstuhlplätze gäbe, wäre das gar nicht nötig.Die vorgeschriebenen Rangierflächen gibt es auf beiden Bildern nicht.Über diesem Bild steht: Unten wie an vielen Orten.In der Zeichnung zu barrierefreien Rollstuhlplätzen auf der rechten Seite sind sowohl ein seitlicher Rollstuhlplatz, als auch einer in der ersten  Reihe mittig eingezeichnet. Beide befinden sich nicht im Durchgang, sondern im normalen Sitzbereich. Die nötigen, zusätzlichen Rangierflächen sind vorhanden und hellgrün eingezeichnet. Die Rollstuhlfahrerin sitzt mit ihrem Begleiter vorne, statt am Rand. Sein Stuhl ist etwas weiter vorgezogen als der Rest der Reihe, sodass er nicht schräg hinter, sondern neben ihr sitzt. Sie stecken vertraut die Köpfe zusammen. Eine rosa Gedankenblase führt zu beiden Personen gleichzeitig. darin steht: Endlich gleichberechtigt tuscheln, statt angerempelt zu werden. Unten rechts auf dem Poster findet sich regenbogen-farbig hinterlegt die Forderung: Ob im Konzert, Sportstadion, Theater, Kino, Zirkus oder Vortragssaal: Höchste Zeit für korrekte Rollstuhlplätze!Die Abbildungen sind maßstabgetreu. Mehr Infos: DIN 18040 und nullbarriere.deEin Mann steht mit seinem elektrischen Rollstuhl vor dem Eingang eines Cafes. Ins Cafe geht es 2 Stufen hoch. Dort, wo eine Rampe fehlt, steht in großer, roter Schrift: Rampen statt Mitleid! Zur Person steht auf dem Poster: Harald K., mit unscharfer Aussprache und scharfer ZungeEine Frau in einer rosa Bluse mit einem rosa-grau-dunkelrotem Schal und einer rosafarbenen Schweinemaske legt den Kopf leicht zur Seite. Sie kratzt sich am Kopf. Im Hintergrund sieht man ein langgezogenes Hafenspeicher-Gebäude.Ihr Text: Ich arbeite in der Näherei. 35 Stunden die Woche. In der Werkstatt für behinderte Menschen verdiene ich dafür 252 € im Monat. Um davon leben zu können, müsste ich Grundsicherung dazu bekommen. Weil mein Ehemann Arbeit hat, bekomme ich keine Grundsicherung. Er trägt Zeitungen aus. Wir müssen beide von seinem Gehalt leben. Obwohl ich doch auch arbeiten gehe. Wenn ich in einem teuren Behindertenwohnheim wohnen würde, würde der Staat alles bezahlen. Das finde ich eine Sauerei. Zur Person: Manuela, 47 Jahre. Beruf: Näherin. Hobbies: Trommlerin, Schauspielerin und Judoka.

Haben Sie das auch schon erlebt? Man öffnet die Tür einer öffentlichen Behinderten-Toilette – und steht vor einer Abstellkammer.

Manchmal steht "nur" etwas auf der Rangierfläche neben der Toilettenschüssel. Deshalb können Rollstuhlfahrer*innen nicht mehr seitlich neben das WC fahren, um sicher vom Rollstuhl auf die Toilettel über zu setzen.

Manchmal ist fast die ganze Behinderten-Toilette vollgestellt wie ein Lagerraum. Nur ein Durchgang von der Tür zur Toilette ist frei.

Wie oft habe ich schon (langwierig) mit den Betreiber*innen solcher Toiletten diskutiert, um sie dazu zu bringen, die Toilette für meinen nötigen Besuch frei zu räumen und dann auch für andere frei zu lassen.
Mit voller Blase erst diskutieren zu müssen, bevor man die Toilette nutzen kann, das ist ziemlich unangenehm und demütigend. Die Hindernisse aus eigener Kraft aus dem Raum zu tragen, ist oft nicht möglich.

Einigen Betreiber*innen scheint es egal zu sein, ob sie behinderte Menschen benachteiligen und sie teilweise in entwürdigende Situationen bringen. Ein zusätzlicher Abstellraum ist ihnen wichtiger. Manchen anderen Betreiber*innen ist vielleicht gar nicht klar, dass der Durchgang, der für sie als Fußgänger*innen breit und gut nutzbar aussieht, für uns Rollstuhlfahrer*innen ganz anders aussieht und dass wir die Behinderten-Toilette so nicht mehr problemlos nutzen können.

Für diese Situationen habe ich ein Poster entwickelt, auf dem man sieht, welche freien Flächen in Behinderten-Toiletten vorgeschrieben sind und wofür sie gebraucht werden.

Collage aus 3 maßstabgetreuen Bauzeichnungen einer Behindertentoilette, links oben, rechts oben und rechts unten und einer größeren Frontalaufnahme eines Rollstuhlfahrers im Zentrum des Posters. In den WC-Bildern sind die nötigen Wendeflächen eingezeichnet. Durch eine Fotomontage des Rollstuhlfahrers, diesmal perspektivisch und von oben fotografiert, die typische Umsetz-Techniken zeigt, wird deutlich, wofür die vorgeschriebenen Freiflächen nötig sind. Links oben steht er vor der Toilette, in der 3 Wasserkästen, ein Putzwagen, ein kleinerer Lagerschrank und Toilettenpapier-Packungen einen Teil dieser Flächen zustellen. Er hebt ratlos die Hände.

Außerdem finden sich auf dem Plakat folgende Informationen: "Die Wendeflächen werden gebraucht. Auf beiden Seiten des WC muss 90 cm Platz sein. Vor WC und Waschbecken ist eine Bewegungsfläche von mindestens 150 x 150 cm erforderlich. Ob man von rechts, links oder von vorne gut umsetzen kann, hängt von der Behinderung ab. Nicht davon, wo gerade Platz übrig ist."

Eigentlich ist das Poster bunt und auf die Größe DIN A3 oder DIN A2 ausgelegt. Das Behinderten-WC-Poster kann man aber auch ganz unkompliziert auf normalem Druckerpapier in DIN A4 in schwarz-weiß ausdrucken.
Wenn man das nächste Mal in einer Behinderten-Toilette ist, in der Putzmittel oder anderer Kram auf den Wendeflächen steht, klebt man das Poster von außen an die Toilettentür. Damit alle sehen können, dass an dieser Toilette etwas nicht stimmt. Und damit diejenigen, die entschieden haben, die Behinderten-Toilette als Lagerraum zu missbrauchen, verstehen, das Rollstuhlfahrer*innen die Toilette so nicht mehr gut benutzen können und wofür die freien Flächen gebraucht werden. Dann hat man nicht nur den Frust über die vollgestellte Behinderten-Toilette, sondern immerhin auch ein kleines Erfolgserlebnis als Gegengewicht.

Ich selber habe immer ein paar Ausdrucke des Toiletten-Posters dabei. Hinten auf den Ecken des Blattes habe ich doppelseitige Klebeecken aufgeklebt. Vor Ort in der Toilette muss ich nur noch die Schutzfolien abziehen und kann das Poster ankleben. Ohne dass ich extra Tesafilm dabei haben müsste. Sehr praktisch.

Behinderten-WCs sind keine Abstellräume!

ist eins von 53 Motiven der Poster-Serie "bunt ist schöner", die sich für Respekt vor Menschen mit verschiedenen Lebenshintergründen einsetzt.

Hinweise zu Nutzungsbedingungen der Poster-Serie von Kassandra Ruhm.

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